Schlafwandler am Werk: Der 3. Weltkrieg hat wohl bereits begonnen
Die Frage, ob die NATO-Staaten Kriegspartei sind und damit der 3. Weltkrieg bereits begonnen hat, wird von allen westlichen Mächten mit Inbrunst bestritten. Die Waffenlieferungen des Westens an die Ukraine werden als Hilfe an ein demokratisches, grundlos angegriffenes Land dargestellt. Die kriegerische Aussage der deutschen Aussenministerin Baerbock vor einer Woche erheischt jedoch, der Sache auf den Grund zu gehen.
Peter Hänseler
Einleitung
In diesem kurzen Essay versuche ich darzulegen, dass die Situation um den Konflikt in der Ukraine an Gefährlichkeit nicht zu überbieten ist. Die Aussagen von westlichen Politikern ruhen nicht auf einem Fundament von Fakten, sondern auf einem brandgefährlichen Cocktail von Un- und Halbwahrheiten und es kann mit Fug behauptet werden, der 3. Weltkrieg habe bereits begonnen.
Schlafwandler
Eines der besten Bücher das aufzeigt, wie die Politik europäischer Staaten zum 1. Weltkrieg führten ist Christopher Clarks «Die Schlafwandler».
Darin zeigt Clark, wie Arroganz, Dummheit und Überheblichkeit zum ersten globalen Konflikt führten. Clark weist nach, dass diese Katastrophe durchaus hätte vermieden werden können und, dass die in unseren Geschichtsbüchern vertretene These der besonderen Kriegsschuld des Deutschen Kaiserreiches mit guten Argumenten bestritten werden kann.
Die gegenwärtige Situation kann man zwar mit der Situation vor knapp 110 Jahren nicht per se vergleichen, aber sie lässt sich mit einem grossartigen (Mark Twain zugeschriebenen) Zitat beschreiben:
«Die Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich oft».
mark twain
Die Situation vor dem 1. Weltkrieg ist also wenigstens ein Mahnmal. Denn, Überheblichkeit, Inkompetenz und Verlogenheit scheinen zeitlose Eigenschaften der Menschheit zu sein.
Fehltritt einer Inkompetenten oder Wahrheit?
Die deutsche Aussenministerin Baerbock erklärte am 24. Januar 2023, «wir führen einen Krieg gegen Russland».
Diese Aussage von der deutschen Regierung «korrigiert», kann man als Fauxpas einer komplett überforderten deutschen Aussenministerin abtun. Oder man kann sich fragen, ob dieser aggressive «Fehltritt» gar keiner war.
Seit dem 22. Januar 2022 zeichnet sich die Berichterstattung im Westen bezüglich eines Aspektes als absolut zuverlässig aus: Die meisten Meldungen und Prognosen über den Kriegsverlauf sind falsch. Diese Tatsache habe ich bereits nachgewiesen (hier und hier). Es scheint so, als ob die westlichen Medien der Ansicht sind, mit der Publikation von komplettem Unsinn könne der Krieg gegen Russland gewonnen werden.
Definition von Krieg
Gemäss Oxford Languages wird Krieg wie folgt definiert:
«längerer mit Waffengewalt ausgetragener Konflikt, größere Auseinandersetzung zwischen Völkern mit militärischen Mitteln»
Die Voraussetzung, dass der Konflikt lang sein müsse, um als Krieg zu gelten, wird meines Erachtens nach 11 Monaten Dauer erfüllt. Somit kann man schliessen, dass zwischen Russland und der Ukraine Krieg herrscht.
Befindet sich die NATO im Krieg mit Russland?
Handeln und Aussagen
Jetzt stellt sich die Frage, ob die NATO-Staaten bereits im Krieg mit Russland stehen. Dafür, dass dies der Fall ist, gibt es – leider – gute Argumente.
Gemäss der Definition von Krieg spielt es keine Rolle, ob ein Krieg erklärt wurde oder nicht. Dem ersten Weltkrieg gingen noch Kriegserklärungen voran; seither ist es jedoch die Regel, dass Kriege ohne Kriegserklärungen ausgelöst werden.
Daraus lässt sich ableiten, dass die Aussagen der NATO-Staaten, sie seien nicht Kriegspartei in diesem Konflikt, nicht von Belang sind.
Die Antwort auf die Frage, ob Krieg herrscht, ergibt sich allein aufgrund des Handelns der Parteien und nicht aufgrund derer Aussagen.
Waffenlieferungen
Die vom Westen getätigten Waffenlieferungen überstiegen im Jahre 2022 das gesamte Militärbudget Russlands. Was Deutschland bis jetzt geliefert hat ist auf der Web-Page der Bundesregierung zu sehen.
Die NATO-Staaten stellen sich dennoch auf den Standpunkt, dass ihre Waffenlieferungen sie nicht zu Kriegsparteien machen.
Da kann man geteilter Meinung sein; die Russen – und auch Politiker im Westen – sehen das anders als die NATO-Staaten. Immerhin kann man davon ausgehen, dass der Konflikt in der Ukraine schon längst vorbei wäre, hätte der Westen keine Waffen geliefert. Die Waffenlieferungen der NATO-Staaten wurden somit zur Grundlage dafür, dass es überhaupt noch einen Krieg gibt.
Die Leser mögen sich gut daran erinnern, wie man anfangs – genau aus dem Grund, nicht Kriegspartei zu werden – keine schweren Waffen liefern wollte. Diese wurden dann doch geliefert. Danach sollten keine schweren Waffen mit grosser Reichweite geliefert werden. Diese wurden geliefert. Vor kurzem sind wir bei schweren Kampfpanzern angekommen und es wurde letzte Woche entschieden, dass diese auch geliefert werden.
Präsident Selensky hat bereits die nächste Waffengattung auf seinem Einkaufszettel verkündet: F-16 Kampfflugzeuge.
Wie vorher, wird dies «diskutiert» und Präsident Biden ist – wie meistens – anfangs dagegen. Nimmt man die vergangenen Eskalationsstufen als Massstab, werden wohl bald auch F-16 geliefert werden.
Die Aussagen des Westens sind somit auch bezüglich von Waffenlieferungen in keiner Art und Weise zuverlässig und an die anfangs geführten Diskussionen, ob man durch die Lieferung schweren Kriegsmaterials zur Kriegspartei werde, mag sich niemand mehr erinnern wollen.
Über die Ziele der Waffenlieferungen werde ich in einem der nächsten Beiträge umfassend berichten; ich kann vorwegnehmen, dass auch unter den NATO-Staaten über die Ziele dieser Aktion keine Einigkeit besteht.
Nato-Truppen
Offiziell nehmen am Konflikt in der Ukraine keine Soldaten der Nato-Staaten teil. Diese offizielle Aussage hält jedoch einer lediglich kursorischen Prüfung keineswegs stand.
Erstens, die amerikanische Armee unterstützt die Ukraine seit Kriegsbeginn mit elektronischen Echtzeitdaten. Diese stammen von amerikanischen Satelliten, Drohnen und wohl auch AWACS Systemen und werden von amerikanischen Soldaten, welche Daten dieser Systeme in Polen, anderen Orten Europas oder in den USA bearbeiten, in Echtzeit in die Waffensysteme der Ukrainischen Armee gespeist. Ohne diese Daten würden diese Waffensysteme schweigen.
Der Umstand, dass ein Arbeitnehmer vom Home-Office aus arbeitet und nicht physisch in seiner Firma anwesend ist, führt keineswegs dazu, dass er nicht bei seiner Firma arbeitet. Somit nehmen diese amerikanischen Soldaten am Krieg in der Ukraine teil – online.
Zweitens, verfolgt man den Funkverkehr in den Kriegsgebieten der Ukraine, so hört man Englisch, Französisch, Polnisch und auch Deutsch – alles keine Sprachen der Ukraine. Man kann somit davon ausgehen, dass – so die Schätzungen – zehntausende fremder Soldaten bereits in der Ukraine physisch zugegen sind und kämpfen.
Ein Teil davon sind Söldner und Freiwillig, welche nicht von den betreffenden Regierungen gesandt wurden.
Spricht man mit wirklichen Experten, so bestätigen diese, dass viele der westlichen komplexen Systeme von der ukrainischen Armee gar nicht bedient werden könnten. Hier sei unter anderem auf meinen Artikel über die Panzerlieferungen verwiesen.
Ob diese Soldaten offiziell von deren Ländern gesandt wurden oder als sogenannte «Contractors» dort sind, spielt für unsere Diskussion keine Rolle: Die betreffenden waffenliefernden Regierungen finanzieren diese Soldaten direkt oder indirekt. Was am Etikett dieser Soldaten steht – Soldat oder «Contractors» – ist juristische Haarspalterei und faktisch unerheblich.
Somit gehe ich davon aus, dass etwa die USA, Grossbritannien, Frankreich, Polen und auch Deutschland bereits Teilnehmer an dem Krieg mit Russland sind. Und ziehe daraus den Schluss, dass bei einer Auseinandersetzungen der wesentlichen Nato-Staaten mit Russland durchaus davon gesprochen werden kann, dass der 3. Weltkrieg bereits begonnen hat. Die eingangs erwähnte Aussage von Aussenministerin Baerbock war somit zutreffend.
Kurz vor der Publikation dieses Essays las ich auf ZeroHedge, dass die letzte Eskalationsstufe – wenn auch von einem nicht mehr im Amt Stehenden – aufgebracht wird: Der frühere Verteidiungsminister Grossbritanniens – Sir Geral Howarth – ist dafür, britische Truppen in die Ukraine zu senden. Sprachlosigkeit sollte sich breit machen.
An dieser Stelle sei auf einen hervorragenden Artikel von James Rickards verwiesen, welcher auf ZeroHedgezum gleichen Ergebnis kommt, jedoch vor allem geschichtliche Argumente verwendet, um aufzuzeigen, dass seiner Meinung nach der 3. Weltkrieg bereits begonnen hat.
Es ist zu hoffen, dass der Westen doch noch einen Marschhalt macht, zu Atemübungen ausholt und sich der Gefahr seines Tuns bewusst wird.
Albert Einstein, welcher am 2. August 1939 – aus Angst vor einer deutschen Atombombe – in einem BriefPräsident Roosevelt erfolgreich ersuchte, die USA solle eine solche Bombe entwickeln, äusserte sich nach dem 2. Weltkrieg wie folgt:
«Ich weiß nicht, mit welchen Waffen der Dritte Weltkrieg geführt werden wird, aber der Vierte Weltkrieg wird mit Stöcken und Steinen geführt werden.»
Die Hoffnung stirbt zuletzt.
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