Kurzanalyse: Präsident Putins Rede
Die Rede und die Parade waren kurz und bündig: Wie Putins Worte zu deuten sind.
René Zittlau
Einleitung
Am gestrigen 9. Mai beging Russland den Tag des Sieges über den deutschen Faschismus. VoicefromRussia hat publizierte heute die Rede mit Simultanübersetzung. Auch mit Blick auf die Reaktionen im Westen auf die Art und Weise des russischen Gedenkens sei ausdrücklich daran erinnert, dass es sich um Russlands bedeutendsten Feiertag handelt.
Ich stelle das deshalb so heraus, da angesichts der Bedeutung des Tages die Feierlichkeiten insgesamt bescheiden ausfielen.
Die Rede von Präsident Putin war kurz und auch die anschließende Parade wurde zum diesjährigen, dem 78. Tag des Sieges in Moskau auf dem Roten Platz im Vergleich zu den Vorjahren auf überschaubarem Niveau abgehalten.
Die Kernaussagen der Rede des russischen Präsidenten
In seiner Rede erinnerte Wladimir Putin daran, dass dieser Tag in Russland auch im Angedenken an die auf diesem Platz stattgefundene Parade im November 1941 sowie an die Siegespararade aus Anlass des Sieges der Völker der Sowjetunion über den deutschen Faschismus vom Juni 1945 begangen wird.
Die für das Schicksal der Heimat entscheidenden Schlachten waren Russland immer heilig und so ist das Land auch heute stolz auf die Teilnehmer der Sonderoperation – es gibt jetzt keine wichtigere Aufgabe.
Von der Erreichung der Ziele dort hängt die russische Staatlichkeit und das Schicksal der russischen Nation ab.
Präsident Putin betonte, es gibt für Russland keine unfreundlichen feindlichen Nationen, weder im Westen noch im Osten. Für Russland ist jede Ideologie der Überlegenheit abscheulich, kriminell und tödlich. Ungeachtet dessen beanspruchen die westlichen Eliten weiterhin ihre Ausschließlichkeit.
Die westlichen Eliten sähen Hass, Russophobie und einen aggressiven Nationalismus. Der Westen provoziert Konflikte und Putsche, zerstört traditionelle Werte, Werte, die den Menschen erst zum Menschen machen, mit dem einzigen Ziel, den Völkern der Welt weiterhin ihren Willen aufzuzwingen, die eigenen Regeln und Werte. Das westliche System ist ein System der Ausplünderung und Unterdrückung.
Der russischen Führung scheint es so, als hätten die westlichen Eliten vergessen, wozu die Ansprüche der Nazis damals geführt haben. Und sie haben vergessen, wer dieses Übel, dieses absolute Übel besiegt hat, wer das eigene Vaterland verteidigt hat. Sie haben vergessen, wer mit dem höchsten Preis bezahlt hat.
Präsident Putin ging auch darauf ein, dass heute in Europa Gedenkstätten zu Ehren der im zweiten Weltkrieg gefallenen Sowjetsoldaten zerstört werden. Denkmäler großer sowjetischer Feldherren werden abgerissen. Ein neuer Nazikult ist am Entstehen und die Erinnerung an wahre Helden wird versucht zu tilgen. Angesichts der gebrachten Opfer ist ein solches Verhalten ein Verbrechen, ein offener Revanchismus derjenigen, die einen neuen Kreuzzug gegen Russland mit Hilfe von Nazis aus aller Welt vorbereitet haben.
Sie wollen Russland vernichten, sie wollen die Ergebnisse des zweiten Weltkriegs zunichte machen, sie wollen das globale Sicherheitssystem endgültig zerstören, auch das Völkerrecht. Das ist die Ursache der ukrainischen Katastrophe.
Russland ehrt nicht nur die eigenen Helden, sondern auch die Leistungen der Alliierten, also der USA, Großbritanniens, Chinas und anderer Staaten. Diese Erfahrung gemeinsam erlebter Solidarität und Partnerschaft ist ein sehr wichtiges Erbe und eine wichtige Stütze heute im Wunsch des Aufbaus einer multipolaren Welt. Diese Welt soll sich auf unteilbares Vertrauen und unteilbare Sicherheit stützen.
Wladimir Putin hält es für wichtig wichtig, dass sich die Staats- und Regierungschefs der GUS-Staaten am 9. Mai in Moskau versammelt haben zur Würdigung der Heldentaten der gemeinsamen Vorfahren, der Völker der Sowjetunion. Sie haben gemeinsam gekämpft und gemeinsam gesiegt.
Liebe Leser, Sie kennen nun den Inhalt der Rede des russischen Präsidenten Wladimir Putin beinahe im Wortlaut, denn viel mehr wurde tatsächlich nicht gesagt. Präsident Putin sprach rund 11 Minuten. Trotz der Kürze vergass er nicht die Leistungen der damaligen Alliierten in aller Form zu würdigen und nannte ausdrücklich dabei die z.B. die USA und Großbritannien, auch die Leistungen Chinas wurden hervorgehoben. Wie schon in vielen anderen seiner Reden suchte Wladimir Putin auch hier das Verbindende und zollte allen Respekt, die zur Erreichung des Zieles, der Niederschlagung des deutschen Faschismus beigetragen haben.
Fazit
Ich bitte Sie nun, diese Rede mit jenen Worten zu vergleichen, die zu diesem feierlichen Anlass z.B. die Pressesprecherin des Weißen Hauses, Karine Jean-Pierre, auf einer Pressekonferenz am 9. Mai in Washingtion aus gleichem Anlass wählte. Oder vergleichen Sie Ton, Duktus und Geist der Worte des Bundeskanzlers Olaf Scholz in seiner Rede vor dem Europaparlament am gleichen Tag zu gleichem Anlass.
Wir kommen auf beide Ereignisse in separaten Artikeln zurück.
5 Kommentare zu „Kurzanalyse: Präsident Putins Rede“