Israel – vom Opfer zum Täter zum Opfer – ein Hin und Her seit 80 Jahren – Teil 3
Die westliche Beurteilung der Politik Israels sind Ansichten, welche mit der Realität nichts gemein haben – wir präsentieren die Fakten.
Peter Hänseler / René Zittlau
Einleitung
In Teil 1 unserer Serie über die Geschichte Israels beleuchteten wir die Zeit bis zur Staatsgründung 1948. Eine Phase der legalen und illegalen Landnahme, in deren Ergebnis der Staat Israel einseitig ausgerufen wurde, im Widerspruch zur UNO-Resolution 181, welche zwei Staaten forderte – einen für die Juden und einen für die Palästinensern. Dies geschah gegen den Willen der arabischen Staaten und der Palästinenser, welche ohne Heimat dastanden. Bereits am Tag nach der Gründung Israel war Krieg.
Teil 2 endete mit der Suez-Krise. Im Ergebnis dieses zweiten Krieges verlor Grossbritannien seine beherrschende Stellung in Nahost. Israel orientierte sich seither in allen Fragen an den USA. Ein weiteres Ergebnis war die Stationierung von UNO-Truppen an der Grenze zwischen Israel und Ägypten.
Dieser dritte Teil wird viele überraschen, welche bisher das im Westen akzeptierte Narrativ der gegenwärtigen Geschichtsschreibung geglaubt haben und keine Zeit hatten, über den Tellerrand zu schauen, sprich Quellen zu konsultieren, welche jedem zugänglich sind und ein komplett anderes Bild zeigen. Dieses Bild lässt alle involvierten Parteien in einem überraschend anderen Bild erscheinen – in keinem guten.
Das Image Israels – gezimmert aus den Opfern des Holocaust
Die westliche Politik und Gesellschaft vermittelt der breiten Öffentlichkeit, dass Israel die Heimstätte des geschundenen Volkes der Juden ist und dem jüdischen Volk als Folge des Holocaust von der wohlwollenden Weltgemeinschaft gegeben wurde. Israel habe als friedliche Bastion dieses Land aufgebaut und werde immer wieder gestört von neidischen terroristischen Arabern, welche Frauen und Kinder töten. Israel wehre sich lediglich gegen grundlose Gewalt.
Wir haben in unserem Artikel „Judentum, Zionismus, Antisemitismus und Israel: Missbrauch von Begriffen“, die Bedeutungen von Worten definiert und analysiert; dies um eine Grundlage zu schaffen, eine kühle und objektive Diskussion über Israel als Staat überhaupt zu ermöglichen.
In unserem Artikel „Die ungesühnten Verbrechen des Holocaust“ haben wir nicht nur über die unglaublichen Verbrechen des Holocaust berichtet, sondern vor allem darüber, wie die Westmächte und Deutschland die Verbrecher nach dem Krieg laufen liessen und damit die Gerechtigkeit geopolitischen Zielen unterwarfen. Eine verpasste Chance, eines der grössten Verbrechen der Menschheitsgeschichte zu sühnen. Dieses Verhalten führte in den Gesellschaften zu einem schlechten Gewissen im Westen – vor allem in Deutschland, bis heute – zu Recht.
Die Vermischung von Begriffen und das schlechte Gewissen führte zur heutigen Situation. Kritik an Israels Verhalten wird reflexartig als antisemitisch und somit unzulässig bezeichnet. Ein Reflex, welcher vom Israelischen Staat seit seiner Existenz dazu ausgenutzt wird, seine Ziele zu erreichen.
Grossisrael – keine Verschwörungstheorie
Grossisrael reicht vom Euphrat bis zum Mittelmehr und umfasst aus heutiger Sicht folgende Staaten: Israel inklusive sämtliche Palästinensergebiete, der südliche Teil Libanons, Syrien, Jordanien und Teile Ägyptens, inklusive Alexandria und Port Said.
Laut Wikipedia ist der Wunsch und die Absicht Israels, Grossisrael zu schaffen, eine Forderung von wenigen Extremisten und wird als Verschwörungstheorie abgetan.
«Die Eretz-Israel-HaSchlema-Ideologie hat zu verschiedenen Verschwörungstheorien geführt, die besagen, ein Streben nach einem Grossisrael vom Euphrat bis zum Nil sei das Ziel des Zionismus und israelische Staatsdoktrin.»
wikipedia
Aussagen von Ben Gurion
Als der Staat Israel im Mai 1948 ausgerufen wurde – nota bene unter klarer Verletzung von UNO-Resolution 181, welche zwei Staaten vorsah – einen für die Juden und einen für die Palästinenser – hielt Ben Gurion, erster Premierminister Israels, in seinem Tagebuch fest:
In der deutschen Übersetzung lautet das Zitat wie folgt:
«Die Archillesferse der arabischen Koalition ist der Libanon. Die muslimische Vorherrschaft in diesem Land ist künstlich und kann leicht gestürzt werden. Ein christlicher Staat sollte dort errichtet werden, mit seiner südlichen Grenze am Fluss Litani. Wir würden einen Bündnisvertrag mit diesem Staat unterzeichnen. Dann, wenn wir die Stärke der Arabischen Liga gebrochen und Amman bombardiert haben, könnten wir Transjordanien auslöschen; danach würde Syrien fallen. Und wenn Ägypten es immer noch wagen sollte, gegen uns Krieg zu führen, würden wir Port Said, Alexandria und Kairo bombardieren. Damit würden wir den Krieg beenden und die Rechnung mit Ägypten, Assyrien und Chaldäa im Namen unserer Vorfahren begleichen.»
Ein weiterer interessanter Hinweis auf die wahren Absichten Israels findet sich in einem Tagebucheintrag Ben Gurions vom 18. Juli 1948 wie folgt:
«Wir müssen alles tun, um sicher zu gehen, dass sie [die Palästinenser] niemals zurückkommen. … Die Alten werden sterben, die Jungen werden vergessen»
Quelle: David Ben-Gurion, in seinem Tagebuch, 18 Juli 1948, zitiert in
Nakba – die offene Wunde. Die Vertreibung der Palästinenser 1948 und ihr Folgen.
Von Marlène Schnieper, ISBN 978-3-85869-444-7
Die als Verschwörungstheorie abgetane Aussage, es sei die Absicht Israels, ein Grossisrael zu schaffen, ist somit widerlegt. Verschwörungstheorien werden nicht von Staatsoberhäuptern verkündet.
Der 6-Tage-Krieg
Ein kurzer, schneller Militärschlag Israels
Rein militärisch ist dieser Kurzkrieg schnell erklärt. Er begann am 5. Juni 1967 mit einem Angriff der israelischen Luftwaffe, welche die ägyptische Luftwaffe auf dem Sinai komplett zerstörte. Im Laufe der Kampfhandlungen eroberte Israel bis zum 10. Juni 1967 den Gazastreifen, die Sinai-Halbinsel, das Westjordanland inklusive Ostjerusalem und die Golanhöhen. Militärisch eine beeindruckende Leistung.
Die folgende Karte veranschaulicht das Ausmass der territorialen Zugewinne Israels:
Schliessung der Strasse von Tiran
Der Westen geht bei diesem Krieg, welcher von Israel begonnen wurde, von einem Präventivschlag Israels aus, da Ägypten zuvor die Strasse von Tiran für israelische Schiffe geschlossen hatte und Israel dadurch von iranischem Öl abgeschnitten wurde.
Laut Israel war dies ein Verstoss gegen internationale Vereinbarungen über die Freiheit der Meere.
Was Israel jedoch verschweigt: Dieses Prinzip der Freiheit der Meere setzte sich im 18. Jahrhundert allgemein durch, ohne dass es schriftlich fixiert wurde. Ein Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen wurde erst 1982 geschlossen, so dass es zum Zeitpunkt des Krieges ein derartiges Abkommen noch gar nicht gab. Israel trat diesem Vertrag übrigens auch später niemals bei. Darüber hinaus gilt das Prinzip der Freiheit der Meere bei weitem nicht für alle Teile des Ozeans. Küstenstreifen wurden seit jeher dem Hoheitsgebiet der Anrainerstaaten zugeschlagen.
Präventivschlag
«Art. 51 der UNO-Charta sieht vor, dass unter bestimmten Voraussetzungen, ein Land einem bedrohten Angriff zuvorkommen und einen Präventivschlag führen darf. In der Literatur wird der 6-Tage-Krieg als Schulbuchbeispiel eines berechtigten Präventivkrieges angeführt.
Diese Charta beeinträchtigt im Falle eines bewaffneten Angriffs gegen ein Mitglied der Vereinten Nationen keineswegs das naturgegebene Recht zur individuellen oder kollektiven Selbstverteidigung, bis der Sicherheitsrat die zur Wahrung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit erforderlichen Maßnahmen getroffen hat. Maßnahmen, die ein Mitglied in Ausübung dieses Selbstverteidigungsrechts trifft, sind dem Sicherheitsrat sofort anzuzeigen; sie berühren in keiner Weise dessen auf dieser Charta beruhende Befugnis und Pflicht, jederzeit die Maßnahmen zu treffen, die er zur Wahrung oder Wiederherstellung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit für erforderlich hält.»
Artikel 51 UNO Charta
Politische und militärische Führung Israels – «Kein Präventivschlag»
Man kann die Handlungsweise Ägyptens durchaus als Drohung interpretieren. Doch ein Krieg als einzige Antwort auf eine nichtexistenzbedrohende Schliessung einer Meerenge zu verteidigen, ist eine dünne Rechtfertigungsgrundlage.
Westliche Wissenschaftler bezeichneten den 6-Tage-Krieg als Schulbuchbeispiel für einen gerechtfertigten und somit nach Art. 51 UNO-Charta zulässigen Präventivschlag.
Diese rechtliche Qualifikation wird jedoch unseres Erachtens dann hinfällig, wenn selbst jene, welche diesen Präventivschlag führten, ihr widersprechen.
So äusserte sich der israelische Premierminister Menachem Begin wie folgt:
„Wir hätten weiter abwarten können, wir hätten die Armee nach Hause schicken können. Wer weiss, ob ein Angriff gegen uns erfolgt wäre? Es gibt keinen Beweis dafür. Es gibt mehrere Argumente für das Gegenteil. Während es in der Tat richtig ist, dass die Schliessung der Strasse von Tiran ein Akt der Aggression war, ein casus belli, ist immer noch Raum für die Überlegung, ob es notwendig ist, aus einem casus einen bellum zu machen.“
Menachem begin – Quelle: Wikipedia unter Bezug auf das israelische Aussenministerium
Der Premierminister Israels von 1982, Menachem Begin, gab demnach zu, dass die Initiative zu diesem Krieg von Israel ausging und nicht auf einer Kriegsbedrohung fusste, welche nur durch einen Präventivschlag abgewendet werden konnte.
Nicht nur die politische Führung Israels war dieser Ansicht. Auch Matityahu Peled, Mitglied des israelischen Generalstabs im Juni 1967, äusserte sich 1972 in Ha’aretz, einer der führenden Zeitungen Israels, ähnlich, und widersprach einer existentiellen Bedrohung aus militärischer Sicht:
«Die These, dass im Juni 1967 die Gefahr eines Völkermordes sehr nahe war und dass Israel um seine physische Existenz kämpfte, war nur ein Bluff, der nach dem Krieg entstand und erarbeitet wurde.»
Matityahu Peled,
Somit ist belegt, dass es sich beim 6-Tage-Krieg nicht um einen gerechtfertigten Präventivschlag Israels zur Abwendung einer grossen Bedrohung handelte, sondern um einen weiteren sehr erfolgreichen Expansionsfeldzug.
Der wirkliche Grund für diesen Konflikt, lag jedoch neben den angestrebten territorialen Zugewinnen ganz woanders.
Wasser führt zu Krieg
Auf Grund der klimatischen Bedingungen steht im Nahen Osten ein Thema ganz besonders im Fokus – Wasser.
Es gibt praktisch nur zwei natürliche Oberflächenwasser, welche die Region versorgen: Den Fluss Jordan und den Fluss Yarmouk.
Der Jordan durchzieht als Grenzfluss zwischen Israel, Syrien und Jordanien ganz Israel von Norden nach Süden. Der Jordan hat drei Quellflüsse. Der Hasbani kommt aus dem Libanon, der Banyas aus Syrien und lediglich der Dan entspringt im äußersten Nordosten Israels im Grenzgebiet zu Libanon und Syrien im Israel vor 1967.
Der Yarmouk als größter Nebenfluss des Jordan hat seinen Ursprung in Jordanien und mündet südlich des Sees Genezareth in den Jordan.
Israels aggressive Wasserpolitik
Israel begann die Umsetzung seiner Wasserstrategie ohne Absprachen mit seinen arabischen Nachbarn bereits in den 50-er Jahren. Zur Fruchtbarmachung der Negev-Wüste baute Israel enorme Wasserpipelines und leitet seither das Wasser des Jordan aus dem See Genezareth über Hunderte Kilometer um das Westjordanland herum, durch ganz Israel in die im Süden des Landes gelegene Wüste.
Die folgende Karte zeigt den Umfang der israelischen Wasserstrategie, welche sich dadurch auszeichnet, dass sie die Nachbarn Israels auf dem Trockenen liess.
Die Ableitung des Jordans durch Israel, ohne Abstimmung mit seinen Nachbarn, war eine klare Verletzung üblicher internationaler Regeln.
Diese permanenten, sich über Jahre hinziehenden einseitigen israelischen Massnahmen, zu denen auch die Trockenlegung von Sumpfgebieten in der entmilitarisierten Zone an den Golanhöhen im Grenzgebiet zu Syrien gehörten, führten zu Protesten bei der UNO und blieben nicht ohne syrische Reaktion.
Im Jahre 1964 begann Syrien Bauarbeiten zur Umleitung eines nicht auf israelischem Gebiet liegenden Quellflusses des Jordans. Es veranlasste Bauarbeiten zur kontrollierten Ableitung des Banyas. Israel bombardierte daraufhin die Baustelle wiederholt, so dass die Bauarbeiten eingestellt wurden.
Die arabischen Staaten sperrten sich nicht generell einer Lösung der Wasserfrage und anderer strittiger Probleme. Somit nahmen sie an von den USA veranstalteten Konferenzen teil, welche auf die Initiative des damaligen amerikanischen Botschafters Eric Johnston zurückgingen. Doch die arabischen Staaten verbanden die Wasserfrage im Gegensatz zu Israel oder den USA stets mit dem Existenzrecht des palästinensischen Staates und wichen davon nicht ab.
Der Rat der arabischen Könige und Staatsoberhäupter
Vom 13. Januar bis 16. Januar 1964 tagte erstmals der Rat der Könige und Staatsoberhäupter der Arabischen Liga.
In seiner Abschlusserklärung stellte der Rat das Wasserproblem im Grenzgebiet zu Israel auf dieselbe Stufe wie die palästinensische Frage:
«Nachdem er die neue, schwerwiegende Aggression geprüft hat, die Israel gegen die arabischen Gewässer unternehmen will, indem es die Wasser des Jordans ableitet, um die zionistischen Expansionsziele zu verwirklichen, [….] hat der Rat die Resolution über die praktischen Maßnahmen zur Abwehr der gegenwärtigen zionistischen Drohung auf dem Gebiet der Verteidigung und auf technischem Gebiet sowie zur Organisation des palästinensischen Volkes im Hinblick auf die Teilnahme an der Befreiung seiner Heimat und an der Bestimmung seiner Zukunft angenommen.»
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Jordan-Wasserfrage
Zwischenergebnis
Es war Israel, das den 6-Tage-Krieg anfing. Wie dargelegt begann dieser Krieg nicht als Präventivschlag, um Israel zu retten. Vielmehr handelte es sich um einen weiteren Expansionskrieg Israels, zur Erweiterung seiner Gebiete nach Syrien, Jordanien (Westjordan) und Ägypten. Dabei spielte Israel einmal mehr – im Westen sehr erfolgreich – das Opfer.
Innerhalb von 6 Tagen verleibte sich Israel riesige Gebiete ein: Ägypten entriss es die Halbinsel Sinai, den Jordaniern das Westjordanland und den Syrern die Golanhöhen, hinzu kam der Gazastreifen.
Mit der Eroberung der Golanhöhen verschaffte sich Israel nicht nur einen militärisch äusserst wertvollen Teil Syriens, sondern verbesserte seine wasserwirtschaftliche Position auf Kosten Syriens erheblich. Dieses Wasser fehlte danach den Syrern.
Nicht zuletzt unter dem Vorwand, Syrien könnte Israel einen erheblichen Teil „seiner“ Wasserressourcen abgraben – was Israel seinerseits durch Trockenlegung von Sümpfen und Landnahme ohne Skrupel gegenüber seinen Nachbarn tat – weigert sich Israel bis in die Gegenwart, den UNO-Resolutionen Folge zu leisten, nach denen die Golanhöhen ein integraler Bestandteil des syrischen Staatsgebiets sind und diese somit zurückzugeben seien.
Mit der Annexion des Westjordanlandes verbleibten sich die Israelis einen bedeutenden Teil Palästinas ein, das bislang unter jordanischer Verwaltung stand. Damit erlangten sie auch die vollständige Kontrolle über sämtliche Grundwasserressourcen im und um das Westjordanland. In der Folge wurden für israelische Belange umfassende Brunnenlizenzen erteilt, Palästinenser bekamen kaum noch entsprechende Genehmigungen.
Der 6-Tage-Krieg 1967 hatte somit – wie auch die Suez-Krise 1956 – eine lange Vorgeschichte, die ebenfalls bis in die Anfänge Israels reichte. Auch dieser Krieg war einer mit Ansage und ausgelöst durch den Chauvismus der israelischen politischen Führung.
Mit ihm kam Israel seinem Ziel eines Grossisrael wieder ein Stück näher.
Nach dem Krieg wurde zwar die UNO-Resolution 242 durch den UNO-Sicherheitsrat nach zähem Ringen verabschiedet. Sie war jedoch – wie so oft – ein reiner Papiertiger. Alle Entscheidungen werden darin auf einen späteren Friedensvertrag verschoben, was einem Freibrief für die Besetzung der Territorien durch Israel gleichkommt.
Der Jom-Kippur-Krieg 1973
Durch die von den Israelis geschaffenen Fakten, fanden sich die Nachbarstaaten Israels nach dem 6-Tage-Krieg in einer desperaten wirtschaftlichen und strategischen Situation. Neben Landraub in riesigem Umfang war ihnen sprichwörtlich das Wasser abgegraben worden. So war es alles andere als eine Überraschung, dass mit dem Ende des Krieges von 1967 die Saat für den folgenden Krieg bereits gelegt war.
Der Jom-Kippur-Krieg vom Oktober 1973 war der letzte zwischenstaatliche israelisch-arabische Krieg. Er war in seiner Ausrichtung die direkte Fortsetzung des 6-Tage-Kriegs von 1967 und drückte auf seine Art das Misstrauen der arabischen Welt nicht nur gegenüber Israel sondern auch gegenüber den UNO-Beschlüssen zur Nahost-Problematik aus.
Mit den am 6. Oktober 1973 begonnenen Kampfhandlungen verfolgten Syrien und Ägypten eine Revision der Ergebnisse des 6-Tage-Kriegs von 1967. Syrien wollte seine verlorenen Golanhöhen zurück, Ägypten die Sinai-Halbinsel.
Am Ende der Kämpfe am 25. Oktober 1973 war Israels Position gefestigter denn je: Israel hatte weiter die Kontrolle über die Golanhöhen und ebenso die vollständige Kontrolle über die Sinai-Halbinsel. Die folgenden Karten vergleichen die Kampfhandlungen während der beiden Krieg.
Der UNO-Sicherheitsrat rief am 22. Oktober 1973 mit der Resolution 338 zur sofortigen Beendigung der Kämpfe auf. Zu jenem Zeitpunkt hatte Israel die Angriffe von Syrien und Ägypten bereits zurückgeschlagen, so dass alle drei Staaten der Resolution umgehend nachkamen.
Ein längerfristiges Ergebnis des Jom-Kippur-Krieges war der israelisch-ägyptische Friedensvertrag, der 1979 in Camp David geschlossen wurde. Es war einmal mehr eine Sternstunde für Henry Kissinger, einem der umstrittensten, aber auch genialsten Diplomaten der Neuzeit. Dem letzte Woche verstorbenen Kissinger gelang es, Anwar as-Sadat, den Nachfolger Nassers, auf die amerikanische Seite zu ziehen und damit die arabische Front gegen Israel aufzuweichen.
Kissingers Leistung für die Interessen der USA kann nicht genug hoch eingeschätzt werden: Er sicherte den USA einerseits mit der Schaffung des Petro-Dollars 1974 die wirtschaftliche Vorherrschaft für weitere 50 Jahre und verschaffte seinem Land mit dem Camp-David Abkommen die ewige Freundschaft mit den Israelis, einmal mehr auf Kosten der Palästinenser.
Fazit
Dieser Artikel beleuchtete einen Zeitraum von lediglich 17 Jahren. Während dieser Periode gelang es Israel einmal mehr in zwei Kriegen, sein Territorium erheblich zu vergrössern und bezüglich des Rohstoffes Wasser grosse Fortschritte zu machen – alles auf Kosten anderer.
Unsere Aufzeichnungen beruhen ausschliesslich auf Fakten, nicht auf Thesen und Theorien. Wir analysierten die Ereignisse, lasen und hörten, was die Mächtigen Israels tatsächlich sagten oder ihrem Tagebuch anvertrauten. Diese Quellen erachten wir als zuverlässig.
Es gibt keine faktenbasierten Argumente, welche das Ziel Israels widerlegen, ein Grossisrael zu schaffen und sich dabei der indigenen Bevölkerung dieses Landes zu entledigen und Nachbarn zu berauben.
Dies tat und tut Israel ohne jede Rechtsgrundlage. Religiöse Schriften sind keine Rechtsgrundlage und auch keine Basis für seriöse geopolitische Analysen. Darüber hinaus zeigt die Geschichte: Religiös fundiertes politisches Handeln führt zwangsläufig zu Unrecht.
Wie Israel mit der entstandenen Situation bis in die Gegenwart umging, wird Gegenstand von Teil 4 unserer Serie sein.
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