Bachmut – Ukrainische Gegenoffensive: Ja, nein, wann?

Bachmut ist am Ende – Seit dem Spätherbst letzten Jahres kündigt Selenskyj die grosse Gegenoffensive an – was ist da los?

Peter Hänseler

Bachmut

Einleitung

Seit dem vergangenen Herbst toben schwere Kämpfe in Bachmut. 

Präsident Selenskyj – und die westlichen Medien – bezeichneten die Stadt anfangs als strategisch äusserst wichtig. Seit absehbar ist, dass die Stadt bald fallen wird, spricht man nur noch von einem symbolischen Wert der Stadt. Wie immer wird das Narrativ so gedreht, dass die groteske Berichterstattung des Westens grossartig aussieht – frei von Fakten. 

Situation am 30. April

Die Situation am Sonntag, 30. April 2023 zeigt, dass die Ukrainer noch ca. 1.5 km2 von Bachmut halten. Das sind 3% des Stadtgebiets am westlichen Rand, weit vom Zentrum entfernt. Bachmut ist etwa ein Viertel grösser als die Stadt Zürich (42 km2/34 km2). 

Quelle: Military Summary

Alle wichtigen Verbindungsstrassen und Eisenbahnlinien, welche die verbliebenen ukrainischen Truppen versorgen könnten, wurden von den Russen abgeschnitten. Den Ukrainern verbleibt der Zugang lediglich noch über offenes Gelände, ohne namhafte befestigte Strassen, welche von der russischen Artillerie erreicht werden kann. Eine katastrophale Situation für die Ukrainer.

Die ukrainischen Truppen sind faktisch eingeschlossen. Dies ist seit Wochen absehbar, aber Präsident Selenskyj scheint das nicht zu kümmern. Er schickte in den letzten Wochen tausende von Truppen in den Fleischwolf, wohlwissend, dass seine Truppen aufgerieben würden, was jetzt auch passiert. 

Diese menschenverachtende Taktik erinnert an Stalingrad 1942, wo Hitler – aus nicht nachvollziehbaren Gründen seine 300’000 Mann starke 6. Armee opferte, obwohl die Aussichtslosigkeit des Unterfangens sich Monate zuvor abzeichnete. 

Pro Tag verlieren die Ukrainer – allein in Bachmut – zwischen 500 und 700 Soldaten. Die russischen Verluste der Wagner Gruppe wird auf 70-90 geschätzt. 

«Frau Baerbock wäre schon vor Abreise im Dilemma: Würde sie ihre Visagistin an der Front benötigen?»

Das sind auf beiden Seiten Söhne von Müttern und Väter von Kindern. Das ist eine menschliche Katastrophe, ganz gleich, welche Seite man im Recht sieht.

Alle jene im Westen, welche diesen Irrsinn unterstützen, sollten selber an die Front, dann wäre die Kriegs- und Hassbegeisterung um einiges geringer. Frau Baerbock wäre schon vor Abreise im Dilemma: Würde sie ihre Visagistin an der Front benötigen?

Bachmut wird fallen – ob das bis am 9. Mai – dem Tag des Sieges (День Победы) geschehen wird, ist zweitrangig. Der Führer der Wagner-Gruppe, Jewgeni Prigoschin, spricht vom 15. Mai. Eine Wende kann ausgeschlossen werden. 

Die grosse Ukrainische Gegenoffensive

Einleitung

Seit dem vergangenen November kündigt Präsident Selenskyj die grosse ukrainische Gegenoffensive an. 

Dabei sollen alle von den Russen besetzten Gebiete – inklusive der Krim – «befreit» werden. 

Ob diese russischstämmigen Gebiete der Ukraine, die ca. 20 Prozent der Vorkriegsukraine ausmachen überhaupt «befreit» werden wollen, scheint Präsident Selenskyj und den Westen nicht zu kümmern.

Offensive mit Ankündigung – grotesk

Die Pläne der Ukrainer wurden angekündigt. 

Die Offensive soll im Süden beginnen. Der erste Schlag soll von Cherson und Saporischschja gegen Mariupol und Melitopol geführt werden, um die Landverbindung der Russen zur Krim abzuschneiden. 

Danach soll die Krim «befreit» werden. Ich war übrigens 2021 auf der Krim – dort will ganz sicher niemand «befreit» werden. Seit 2014 ist diese wunderschöne Halbinsel von den Russen mit immensen Mitteln wiederaufgebaut worden. Aus einer Müllhalde machte Putin ein Juwel. Dort will niemand das alte Management zurück. 

Diese grossmäuligen Ankündigungen gab den Russen fast ein halbes Jahr Zeit, die gesamte Front zu befestigen, was die Offensive erschwert oder sogar verunmöglicht. 

«Die Russen sind weniger schwatzhaft.»

Von den Russen erstellte Befestigungsanlagen: Quelle: Military Summary

Dass die Offensive noch nicht begonnen hat, wird mit dem Wetter und den noch nicht erhaltenen Waffenlieferungen aus dem Westen erklärt. 

Eine ähnliche Situation gab es bereits 1943 als Adolf Hitler den Beginn der Kursk-Offensive (Operation Zitadelle) von Mai bis Juli 1943 herauszögerte. Hitler wollte die Lieferung von neuen Panzern abwarten. 

In dieser Zeit bauten die Russen tausende von Kilometer Befestigungsanlage rund um Kursk. An diesem Gemetzel nahmen ca. 1,8 Millionen Russen und ca. 750‘000 Deutsche teil. 

Die Schlacht fand dann schliesslich zwischen dem 5. Und 16. Juli 1943 statt und ging als die letzte Offensive der Wehrmacht im Osten in die Geschichte ein. 

Ein komplettes Fiasko für die Deutschen, die grösste Panzerschlacht um die Ortschaft Prokhorovka und gigantische Verluste auf beiden Seiten. 

Auch diese Schlacht um Kursk war eine Offensive mit Ansage. 

Die Russen sind weniger schwatzhaft. 

Erfolgsaussichten minimal

Abgesehen davon, dass – zum Zwecke der Propaganda – diese grosse Gegenoffensive immer wieder angekündigt wurde, sind sich die beiden wohl erfahrensten Experten, Scott Ritter und Colonel Macgregor darin einige, dass den Ukrainern schlicht die personellen und militärischen Mittel fehlen, um einen solch gigantischen Plan umzusetzen. Ihre Stimmen gehen jedoch unter im Propagandagetöse des Westens. 

Was jedoch mit Sicherheit vorweggenommen werden kann, ist die Tatsache, dass einmal mehr zehntausende Tote das Ergebnis dieser – wohl – aussichtslosen Offensive sein werden – Herr Hitler lässt grüssen. 

Bachmut – Ukrainische Gegenoffensive: Ja, nein, wann?

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