Stärken Russlands
Westliche Überheblichkeit und Russophobie wird durch Realität verdrängt. Russland ist ein erstarkender Riese mit einem selbstbewussten Volk – geführt von Profis.
Peter Hänseler
Einleitung
In unserem Artikel «Ukraine – Rückblende, Sanktionen, Untergang Deutschland» haben wir die letzten zwei Jahre zusammengefasst, die Fehleinschätzungen des Westens beschrieben und die Konsequenzen dieser Fehler für den Westen – speziell für Deutschland – erörtert.
Die gesamte westliche Anti-Russland-Strategie war nicht von Erfolg gekrönt. Mehr noch, der Krieg gegen Russland ist verloren, die Ukraine zerstört und Deutschland als Aushängeschild der EU wird von seiner eigenen «Führung» in den Abgrund regiert.
Ich kenne Russland seit 26 Jahren und lebe in Moskau. So stark, unabhängig und selbstbewusst erlebte ich Russland noch nie. Selbstbewusst, nicht arrogant. Die Russen glauben nicht, dass sie die grossartigste Nation und das unverzichtbare Volk sind und damit dem Rest der Welt erklären zu müssen, was zu tun ist. Sie sind Patrioten, aber keine Nationalisten.
In diesem Artikel beschreiben wir die Stärken Russlands und warum es für den Westen von Vorteil wäre sich von der antirussischen Propaganda abzuwenden und mit Russland zu gehen, statt sich an diesem Riesen aufzureiben.
Gesellschaft
Viele Völker – eine Heimat
Russland ist ein aus über hundert Völkern zusammengesetztes Ganzes. In den Strassen Moskaus sieht man Menschen, die aussehen wie Chinesen, Araber, Inuiten, Europäer und Afrikaner. Ihnen ist eines gemein: Sie sind Russen. Das ist die Kraft, die sie verbindet. Man diskutiert nicht über die Unterschiede, da das Gemeinsame das Leben bestimmt. Den unsäglichen Begriff «multikulti» müsste man hier erklären, denn dieses Wort weist auf Unterschiede hin und nicht auf das Gemeinsame – das Russische.
«Den unsäglichen Begriff «multikulti» müsste man hier erklären«
Bildung – russische Skepsis
Ihre hohe Bildung und Kultur lassen die Russen automatisch andere Kulturen, Länder und Völker bewundern. Die Russen reisen gerne und oft in andere Länder. Selbst jetzt, nach jahrelanger antirussischer Propaganda hegen sie keine Hassgefühle gegen den Westen, deren Länder und deren Bevölkerungen, auch wenn sie mit einem wachsenden Unverständnis auf die westliche Propaganda blicken. Sie können nicht verstehen, dass man einem solchen Unsinn tatsächlich Glauben schenken kann. Das umso mehr, da sie im Gegensatz zu den Menschen im Westen einen Charakterzug haben, der ihnen bei der Abwägung von Aussagen der Medien und Politiker durchaus zum Vorteil gereicht: Die Russen sind Skeptiker – auch gegenüber russischen Medien.
«Die Russen sind nicht «woke» – sie kommunizieren – natürlich»
Die Woke- und Genderbewegung im Westen sieht aus der Ferne mehr als irritierend aus. Die westliche Gesellschaft ist sich gar nicht bewusst, wie einfältig, überheblich und dümmlich diese Strömung auf Menschen wirkt, die sich darin nicht gefangen sehen.
In Russland gibt es Frauen und Männer; alle russischen Kinder – übrigens seit Langem – werden von Frauen geboren. Wenn eine Russin einem Russen oder ein Russe einer Russin etwas sagen möchte, dann macht er das einfach. Ob das Gegenüber europäisch, schwul, asiatisch, lesbisch, arabisch, inuitisch oder sogar deutsch oder schweizerisch aussieht, ist völlig belanglos.
«Darüber können die Russen herzhaft lachen.»
Bullies, Grapscher, Schreihälse und Schleimer werden in der russischen Gesellschaft nicht geschätzt und durch diese abgestraft, wie sie es verdient haben: sie werden gesellschaftlich zu «personi non grati» erklärt. Das klären die Russen unter sich – selbständig und brauchen dazu keine Gebrauchsanweisungen von Staatsstellen, Arbeitgebern oder NGOs. Das ist um einiges weniger umständlich und somit effizienter und selbstreinigender als im Westen.
Westliche Grossbanken, andere Grossfirmen, Verwaltungen und Universitäten zwingen an und für sich normale Menschen zu Sprachkursen, um den Gebrauch von Wörtern und Redewendungen zu erlernen, die es in der betreffenden Sprache eigentlich gar nicht gibt. Das führt zur Verunsicherung in der Gesellschaft und die Menschen verlernen es nicht nur, sich spontan zu äussern, sondern schweigen lieber, um nicht irgendeinen woken Idioten zu verletzen. Darüber können die Russen herzhaft lachen.
Zunehmendes Geschichtsbewusstsein
Schaut man auf die Art und Weise, wie die deutsche und russische Gesellschaft auf die Vergangenheit blickt, ergeben sich auf den ersten Blick Gemeinsamkeiten. Die Geschichte beider Länder ist von Extremen geprägt.
So bekundet die Gesellschaft in Deutschland grösste Mühe, unvoreingenommen auf die eigene Geschichte zu schauen. Sowohl die Ereignisse um den 1. Weltkrieg als auch um die Nazizeit verhindern einen unvoreingenommenen Blick.
Dasselbe Schicksal erfuhr die russische Gesellschaft. Ab 1917 war Wertschätzung irgendwelcher Art für die Zarenzeit tabu. Nach dem Untergang der Sowjetunion wurden die Zeiten des Kommunismus ähnlich undifferenziert und einseitig verurteilt.
Seit dem Jahre 2000 kam es zu einer sehr behutsamen Neubewertung der russischen Geschichte. Die Synthese von Zarenzeit, Sowjetunion und dem heutigen Russland war und ist nach wie vor ein geschichtsphilosophischer Kraftakt.
Präsident Putin, als einer der Hauptinitiatoren dieser Entwicklung, legt Wert darauf, die Geschichte Russlands in ihrer Gesamtheit zu sehen, als Continuum zu betrachten.
In unserem Artikel «Erinnerung an Reden Präsident Putins als Basis für die Zukunft» gingen wir bereits auf sein Geschichtsverständnis ein.
Dieses systematische und unvoreingenommene Herangehen ermöglicht es auch, die Extreme der russischen Geschichte besser zu verstehen und einordnen zu können.
«Eine Einordnung der Erfolge Stalins sind und werden auch in der Zukunft aufgrund der hinterlassenen Leichenberge schwierig bis unmöglich zu vermitteln sein.»
So wird heute über die sozialen Errungenschaften der späten Zarenzeit offen diskutiert, ebenso über die unter Stalin erreichten Erfolge bei der Industrialisierung und der Bewältigung des 2. Weltkrieges.
Eine Einordnung der Erfolge Stalins sind und werden auch in der Zukunft aufgrund der hinterlassenen Leichenberge schwierig bis unmöglich zu vermitteln sein.
Dennoch zeugt es von Mut und gesundem Selbstbewusstsein, wenn Russland diesen Weg geht. Die Reaktionen der russischen Gesellschaft sprechen für sich. Es gibt eine lebhafte Diskussion über alle diese Themen, aber nie führt es zu einem Abwürgen des Diskurses wie wir das regelmässig im Westen sehen.
Diesen schwierigen Prozess mögen die Deutschen nicht angehen. Sowohl die Umstände um den 1. Weltkrieg und insbesondere die Nazizeiten werden nur in Ansätzen diskutiert – seit vielen Jahrzehnten. Die problematische Aufarbeitung der Kriegsverbrechen bereits wenige Jahre nach dem Krieg haben wir in unserem Artikel «Die ungesühnten Verbrechen des Holocaust» vor kurzem beleuchtet. Zu opportunistisch gab sich die Deutsche Führung unter Adenauer, als dass eine echte Aufarbeitung möglich war.
Nach dem gleichen Muster des Ausradierens der Geschichte geht die gegenwärtige Führung vor. Das Auswärtige Amt unter Aussenministerin Baerbock benannte vor einem Jahr das Bismarck-Zimmer des Auswärtigen Amtes um. Selbst das Porträt des andernorts hochgeschätzten ersten Reichskanzlers und Begründers des Auswärtigen Amtes wurde abgenommen. Ein Affront gegen die eigene Geschichte.
Verleugnung der Geschichte schwächt ein Land – da macht es Russland bedeutend besser und arbeitet auch unappetitliche Vorkommnisse auf – Schritt für Schritt.
Industrie
Zivilindustrie
Bis vor ein paar Jahren galt die westliche Art zu wirtschaften als Mass aller Dinge. Entsprechend wurde alles importiert, was es aus dem Westen zu importieren gab. Das führte in der Folge dazu, dass die eigene Produktionsbasis verkümmerte. Neben prestigeträchtigen Gütern, wie Mode, Autos etc. wurden viele Industriezweige wie der Flugzeug- oder Maschinenbau ohne Not vernachlässigt. Als Folge verloren diese Schlüsselindustrien den Anschluss, waren nicht mehr profitabel und verschwanden zu einem erheblichen Teil.
Man wurde bequem und lebte gut mit dem Verkauf von Rohstoffen und dem Kauf von westlichen Gütern.
Die politischen Ereignisse in der Ukraine führten zum Anschluss der Krim an Russland, was 2014 die erste Sanktionswelle auslöste. Russland reagierte nicht nur gelassen, sondern sanktionierte sehr zur Überraschung des Westens seinerseits Agrarimporte aus dem Westen. Dies führte innert kurzer Zeit dazu, dass Russland agrartechnisch nicht nur autark wurde, sondern zum grössten Weizenexporteur der Welt aufstieg.
Dass die Russen nach wie vor in der Lage sind, Zivilflugzeuge bauen zu können, sei hier am Beispiel der MC-21 gezeigt, ein zweistrahliges Mittelstreckenflugzeug, das den europäischen Airbus 320 und den amerikanischen Boing 737 konkurrenziert.
Militärindustrie
Nach dem Zerfall der Sowjetunion litt auch die Militärindustrie unter den neuen Bedingungen und russische Ingenieure verliessen Russland in Scharen. Beliebte Ziele waren Israel, Süd-Korea und auch die USA. Die russische Armee lag am Boden.
Nachdem Präsident Putin gewählt wurde, änderte sich die Situation und das russische Militär und die russischen Waffenschmieden wurden systematisch und sukzessive wieder aufgebaut. Einen letzten entscheidenden Schub gab der Georgienkonflikt 2008.
Das Ergebnis sehen wir heute. Die Russen sind führend beim Bau von Kampfflugzeugen, Helikoptern, Drohnen, Panzern, bei der sogenannten integrierten Luftabwehr und insbesondere auch bei der elektronischen Kampfführung, also der Bekämpfung von Drohnen und Marschflugkörpern oder auch der Störung der Kommunikation des Gegners.
Das führte auch dazu, dass Russland heute bezüglich Waffenexporten weltweit die Nummer 2 ist.
Zwar scheint der Anteil in US-Dollar mit 16% verglichen mit den amerikanischen 40% klein. Die Zahlen sind jedoch ein schlechter Massstab, da amerikanische Waffensysteme ein Vielfaches der russischen kosten.
2018 verkauften die Amerikaner den Indern 6 Apache Kampfhelikopter für USD 930 Millionen; Stückpreis USD 155 Millionen für einen Helikopter.
Der Russische Kamov Ka-52 «Alligator» kostet mit USD 16 Millionen, beinahe 10-mal weniger.
In der Fachliteratur gelten diese beiden Waffensysteme als führend und ebenbürtig.
Dazu kommt, dass sich der russische Kamow seit Jahren im Krieg bewähren muss und laufend verbessert wird. Der Apache wurde zwar in Krisengebieten eingesetzt, musste sich jedoch nie gegen ernstzunehmende Gegner behaupten, womit seine Kriegstauglichkeit auf dem Papier und auf Marketing beruht.
Unrühmliche Berühmtheit erlangte der Apache Helikopter 2007 als er dazu eingesetzt wurde, irakische Zivilisten zu ermorden. Der folgende Filmausschnitt wurde ursprünglich von Julian Assange (Wikileaks) publiziert – einer der Gründe für seine Verfolgung.
Wirtschaft
Netto schuldenfrei
Die Basis für Unabhängigkeit ist eine Tatsache von grösster Tragweite, welche selbstredend in den westlichen Medien keine Erwähnung findet: Russland ist netto schuldenfrei, und das als einziges Industrieland der Welt.
Die bescheidene Brutto-Verschuldung könnte Russland jederzeit ablösen.
Welchen Weg Russland seit 2000 genommen hat, zeigen die folgenden Zahlen:
Als Präsident Putin die Führung übernahm, betrug die Bruttoverschuldung Russlands 55.9%. 2023 beträgt diese brutto 21.2%.
Zum Vergleich: USA 2001: 53% – heute 123.3%, Deutschland 2001: 58% – heute 66%.
Die Welt der Schulden
Betrachtet man die Schulden dieser Welt, indem man die prozentualen Anteile der Länder am Schuldenkuchen misst, so ergibt sich folgendes Bild.
Die USA halten demnach 34% der Weltschulden, Deutschland 3.01%, Russland 0.41%.
Auch diese Betrachtungsweise erhellt die finanzielle Unabhängigkeit Russlands.
Wirtschaftswachstum
Glaubt man den westlichen Medien, so ist Russland ein ineffizienter Riese, der lediglich aufgrund des Ölreichtums überhaupt noch am Leben ist.
John McCain, einer der bekanntesten amerikanischen Kriegstreiber gegen Russland prägte den berühmten und nicht minder falschen Satz:
Russland ist eine Tankstelle, die sich als Land tarnt.
John McCain
Ich bin ein grosser Skeptiker, die Wirtschaftsleistung eines Landes ausschliesslich aufgrund des Bruttosozialproduktes zu messen, da erhöhte Staatsausgaben und Gelddrucken – beides schädliche Faktoren für eine Wirtschaft – zu einer Erhöhung des Bruttosozialproduktes führt. Dennoch, diese Messgrösse beherrscht den Westen.
Folgt man dieser Philosophie so zeigt sich, dass Russland – gemeinsam mit anderen BRICS-Staaten – den Westen zwischen 2000 und 2020 weit hinter sich gelassen hat.
2023 ist die russische Wirtschaft um über 3% gewachsen. Im dritten Quartal wuchs die Wirtschaft pro rata temporis um 5,5%.
Das Ziel des Kollektiven Westens war es, Russland wirtschaftlich in die Knie zu zwingen. Aus westlicher Sich ist das Ergebnis ernüchternd. Im Gegensatz zu Russland befindet sich Deutschland bereits heute in einer Rezession. Dies aufgrund eines Doppeleffekts: Einerseits entzog die Regierung der deutschen Wirtschaft die für das deutsche Wirtschaftsmodell notwendige günstige Energie. Andererseits schwächte Deutschland seinen Haushalt durch irrsinnige grüne Energieträume, welche nicht nur den deutschen Haushalt, sondern auch die deutschen Bürger finanziell an den Abgrund führen, wie z.B. die erzwungene Umstellung der Heizung auf teure Wärmepumpen bei fehlender Energiesicherheit.
Das Handelsblatt führte gestern am 19. Januar 2024 in einem Artikel mit dem Titel «Russland wächst schneller als Deutschland» auf den Umstand hin und versucht händeringend nach einer Erklärung, selbstverständlich unter Weglassung des wichtigsten Arguments: Russland hat keine Nettoschulden.
Diplomatie
Russland ist ein verlässlicher Bündnispartner…
Zwar ist Russland das grösste Land der Welt, die knapp 150 Millionen Einwohner sind jedoch im Vergleich mit China, Indien oder den USA eine bescheidene Grösse, was den jetzigen geopolitischen Einfluss Russland umso beeindruckender macht.
Das hat gute Gründe. Die Russen sind zuverlässig, wenn es um Vereinbarungen geht.
Zuverlässigkeit bringt Gewicht, nicht nur im normalen Leben, sondern auch in der Geopolitik.
Die Russen sind äusserst loyale Bündnispartner, was ihnen – zusammen mit China – eine Führungsposition in Organisationen wie BRICS, SCO etc. bescherte. Aussenminister Lawrow geniesst in allen Ländern ausserhalb des Kollektiven Westens einen hervorragenden Ruf.
… ganz im Gegensatz zum Westen
Vor dem 2. Weltkrieg wurden die Sowjets von den westlichen Westmächten verachtet und sowohl die USA als auch Grossbritannien entsandten 1917 während des russischen Bürgerkriegs ab 1917 Truppen um die Bolschewiken zu bekämpfen.
Auch suchte Stalin vor dem 2. Weltkrieg ein Bündnis mit den Briten, bevor er im August 1939 den Pakt mit Hitler schnürte. Die Briten zeigten Stalin jedoch die kalte Schulter. Erst nachdem Hitler diesen Pakt brach, gingen die Briten und die Amerikaner eine Verbindung mit Stalin ein, da ohne die Russen ein Krieg gegen Hitler nicht zu gewinnen war. Der Rest ist Geschichte – es waren die Sowjets, welche die Hauptlast im Kampf gegen Nazi-Deutschland trugen.
Sobald die Russen ihre Schuldigkeit getan hatten, wurden sie wieder bekämpft. Die Amerikaner – nach dem 2. Weltkrieg zum Hegemonen aufgestiegen – benötigten einen neuen Feind. Der gigantische militärisch-industrielle Komplex der Amerikaner suchte eine Rechtfertigung zum Überleben. Winston Churchill als Marketingherold der Amerikaner hielt im März 1946 am Westminster College in Fulton, Missouri, die berühmte Rede zum Eisernen Vorhang. Der kalte Krieg war geboren.
Militärisch der gesamten NATO überlegen
Es zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte: Russland wird militärisch immer wieder komplett unterschätzt. Die Franzosen und die Deutschen verbluteten in den unendlichen Weiten dieses Riesenreiches.
Die NATO zwang die von ihnen seit 2014 aufgerüsteten und trainierten Ukrainer es den oben Genannten gegen ihren Willen gleichzutun, nachdem ein frühzeitiges Ende dieses Blutbads von Ende Boris Johnson als Herold der Amerikaner erfolgreich verhindert wurde.
Es wird zwar immer behauptet, dass die Russen verlieren, aber selbst die Karte auf der Webseite des Handelsblatts widerspricht dieser Behauptung, wenn auch ungenau:
Auch die westlichen Wunderwaffen sind vor allem eines: teuer und unerprobt in einem Krieg gegen einen gleichwertigen Gegner. Wir haben in unserem Artikel «Wunderwaffen, Waffensysteme und Geschwätz» die Sinnlosigkeit dieser Politik vorausgesehen und bekamen Recht. Die westlichen Super-Panzer – komplex, fragil, schwer – sind den für das russische Terrain gebauten Systemen unterlegen.
Die gesamte NATO führt Krieg gegen Russland. Die westlichen Soldaten und Söldner waren nicht in der Lage, die Situation zugunsten der Ukraine zu wenden.
Die überteuerten westlichen Artilleriesysteme waren ebenfalls nicht wirksam, nicht nur auf Grund ihrer Komplexität, sondern weil ihnen schlicht und einfach die Munition ausging. Ein Krieg dieser Intensität war für die NATO-Führung außerhalb jeglicher Vorstellung. Weiter haben die Russen das bessere Personal: Gut ausgebildet, widerstandsfähig, motiviert und gut bezahlt, wobei die moralische Unterstützung in der russischen Bevölkerung unbezahlbar ist.
In unserem Artikel im Februar «Schlafwandler am Werk: Der 3. Weltkrieg hat wohl bereits begonnen» kamen wir zum Schluss, dass der 3. Weltkrieg eigentlich bereits als begonnen hat. Es ist nicht erstaunlich, dass die NATO davon nicht wissen möchte, denn diese Vereinigung, welche im Grunde nichts anderes ist als ein Plauderclub, hat den Krieg gegen Russland verloren und somit sein Drohpotenzial eingebüsst.
Kriegswirtschaft
Russland hat sich innert 20 Monaten den Verhältnissen angepasst. Die Waffenproduktion hat sich je nach Waffengattung um zwischen 5.5 mal bis 17 mal vergrössert.
Es scheint, dass sich Russland auf einen langen Konflikt mit der NATO einstellt und grosse Mittel für einen potentiell langen Militärkonflikt bereitstellt. Dass Russland dies bis jetzt bei steigendem Bruttosozialprodukt schafft, ist – auch für mich – erstaunlich.
«Würde etwa die EZB oder die SNB den Leitzins auf ein Niveau von Inflation plus 6% legen, wäre innert 24 Stunden Feierabend.»
Es wäre jedoch vermessen und überheblich zu behaupten, dass die westlichen Sanktionen Russland nicht schaden würden. Das tun sie, jedoch bei weitem nicht in dem Masse, wie dies vom Westen angestrebt und erwartet wurde. Viele Produkte, welche über die Grundversorgung hinausgehen – da ist Russland autark – haben sich verteuert. Die russische Zentralbank hilft jedoch der Bevölkerung, indem sie den Leitzins – heute bei 15% – merklich über die Inflationsrate von ca. 9% legt. Das kann sich Russland leisten, denn die Verschuldung ist tief. Würde etwa die EZB oder die SNB den Leitzins auf ein Niveau von Inflation plus 6% legen, wäre innert 24 Stunden Feierabend.
Die für ihre geniale Geldpolitik bekannte Präsidentin der Russischen Zentralbank Elvira Nabiullina – bekannt für ihre vorsichtige Beurteilung der wirtschaftlichen Gesamtlage – äusserte sich gegenüber der russischen Zeitung RBK, dass die Verbannung vom SWIFT-System und das Einfrieren der russischen Devisenreserven eine grosse Herausforderung für den russischen Finanzsektor darstelle.
Es ist somit nicht so, dass die Sanktionen an Russland einfach abperlen. Damit zu leben ist für Russland ein veritabler Kraftakt, den es jedoch mit einer beneidenswerten Gelassenheit meistert.
Führungspersonal
Es kann als erstellt gelten, dass das wohl bekannteste Führungsduo – Präsident Putin und Aussenminister Lawrow – ihren Job erfolgreich und zum Wohlwollen der eigenen Bevölkerung ausübt. Die im Westen verbreitete Propaganda verblasst vor dem Hintergrund der Ergebnisse.
Das ist auch keine Überraschung, denn Putin und Lawrow verfügen beide über eine beneidenswerte Bildung und Ausbildung und sind somit für ihre Jobs qualifiziert. Es wäre jedoch vermessen zu glauben, dass Russland von diesen zwei Persönlichkeiten abhängt. Die Kraftakte, welche Russland seit dem Jahr 2000 stemmt und auch in der Zukunft stemmen wird, hängt von einem sehr guten Team ab, unter anderem auch von der oben erwähnten Elvira Nabiullina.
Im Westen sieht es anders aus. Am Beispiel Deutschland sieht man, dass die gegenwärtige Ampelregierung das industrielle Traumland an die Wand fährt. Die Hauptakteure – Scholz, Baerbock und Habeck – ist eines gemein: Sie haben keine Ahnung von der Aufgabe, welche sie erfüllen müssten, es sind alle schwache Persönlichkeiten, Blender, meist bildungsfrei und ideologisch verblendet. Das Volk schaut zu – teils ohnmächtig, teils begeistert.
Russland hat Zeit
Die Tatsachen der Schuldenfreiheit, der Autarkie betreffend Rohstoffe und Grundgüter, der militärischen Stärke, der Möglichkeit militärische Güter schneller herzustellen als sie verbraucht werden und der Stabilität in der Gesellschaft führen zu einer Stärke, welche über allem steht: Die Russen haben Zeit.
Jeder Geschäftsmann und jeder Militärführer weiss, dass Zeitdruck zu Entscheiden führt, welche die eigene Existenz in Gefahr bringt.
Wir werden im Westen 2024 ein finanzielles Blutbad beobachten, wenn hochverschuldete Firmen, deren Anleihen, welche sie praktisch zu Null finanzierten, refinanzieren müssen – zu Zinsen welche bis zu 10-mal höher liegen. Auch hier spielt die Zeit eine grosse Rolle. Das deutsche Handelsblatt hat darüber im letzten November berichtet.
Hitlers Wehrmacht etwa war qualitativ hochstehend, jedoch aufgrund der fehlenden Ölreserven und mangelnder Reservisten – eine Konsequenz von Versailles – darauf angewiesen, ihre Feldzüge schnell zu absolvieren. Die sogenannte Blitzkriegstaktik der deutschen Wehrmacht – übrigens ein Begriff welcher der Feder eines britischen Journalisten entsprang – brachte schnelle Ergebnisse; vor allem die Eroberung Frankreichs wird immer wieder hervorgehoben. Diese Erfolge wurden jedoch mit einem sehr hohen Blutzoll erkauft. Allein der Frankreichfeldzug kostete die Deutschen um die 45’000 Tote und über 130’000 Verwundete und Vermisste. Die Verluste 1941 in Russland, wo die Deutschen Mitte Dezember 1941 vor Moskau gestoppt wurden, beliefen sich auf gigantische 750’000 Tote. Diese Verluste konnten nie mehr mit gut ausgebildeten Soldaten kompensiert werden; dennoch ging das Sterben in Russland noch 3 ½ Jahre weiter. Wer unter Zeitdruck steht zahlt einen hohen Preis.
Gesamthaft ist somit die Tatsache, dass die Russen Zeit haben der überragende Vorteil gegenüber dem Westen. Dieser Vorteil ist die Folge aus der Kombination vieler Stärken, welche wir hier beschrieben haben.
Fazit
Russland hat sich seit dem Sanktionsbeginn 2014 und seit dem Beginn des Sanktionsgewitters 2022 nicht nur halten können, sondern brachte es fertig, stärker zu werden. Das hat viel mit der Gesellschaft, der Führung, der beneidenswerten finanziellen Situation, der militärischen Stärke und vielen anderen Aspekten zu tun, welche wir hier aufgeführt haben. Russland ist absolut gesehen stark und relativ, d.h. im Vergleich mit seinen Gegnern im Westen, in einer überaus vorteilhaften Situation – und es hat Zeit.
«Jeder sollte sich in diesem Jahr darauf einstellen, dass die Welt Ende 2024 komplett anders aussehen wird – sehr wahrscheinlich schlechter, nicht besser.»
Wie das enden wird, ist schwer abzuschätzen, da der Ukrainekonflikt lediglich ein Mosaikstein in einer Welt ist, welche sich in Windeseile verändert. Die Zahl der Variablen erhöht sich ständig. Allein der Brandherd im Nahen Osten erhöht die Eskalationsgefahr um ein Vielfaches. Wer hätte vor ein paar Monaten gedacht, dass die Huthis, ein seit Jahren geschundenes Volk, es fertigbringt, den gesamten Westen in Atem zu halten? – Jeder sollte sich in diesem Jahr darauf einstellen, dass die Welt Ende 2024 komplett anders aussehen wird – sehr wahrscheinlich schlechter, nicht besser.
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