Blutbäder verändern die Welt – Teil 1

Das Blutbad in Israel wird die Welt verändern. Wir warten die Fakten ab, bevor wir schreiben und nehmen diesen Vorfall zum Anlass, Blutbäder der Vergangenheit zu analysieren. Lügen, welche die Welt veränderten – nicht zum Guten. 

Peter Hänseler

Einleitung

Der Angriff auf Israel schockiert jeden, der ein Herz hat. Die Bilder entbehren jeder Beschreibung. Am vergangenen Wochenende wurden Israelis abgeschlachtet, jetzt sind die Palästinenser an der Reihe. Kopflose Rache folgt auf einen vordergründig kopflosen Angriff. 

Es ist nicht das erste Mal, dass sich Bilder eines Blutbads im Bewusstsein der Weltbevölkerung richtiggehend einbrennen, um dann dazu missbraucht zu werden, Angst zu schüren und Kriege zu rechtfertigen, denen Millionen von Zivilisten zum Opfer fallen.

Die Lage ist mehr als unübersichtlich. Die Parteien: Israel, Hamas, Hezbollah, Libanon, Palästinenser, Iran, Saudi Arabien und (wie immer) die USA. Neben einem seit Jahrzehnten geschunden palästinischen Volk gibt es zahllose Kandidaten, die sich als Hintermänner anbieten. 

Die jetzt herumgereichten Meinungen basieren auf Emotionen und nicht auf Fakten. Dennoch muss innert kürzester Zeit ein grosser Schuldiger her, welcher sich dazu eignet, vom schockierten Publikum gehasst zu werden. Die New York Times fand ihn bereits am vergangenen Sonntag: Iran. 

«Wenn man nicht alles hinterfragt, führen Analysen zum falschen Ergebnis.»

Emotionen eignen sich nicht zur Analyse der Geopolitik. Wir warten Fakten ab, analysieren, denken nach und greifen erst dann zur Feder. 

In der Zwischenzeit befassen wir uns mit Ereignissen, welche der Weltbevölkerung als Fakten präsentiert wurden, jedoch Lügen waren, die unsere Welt für immer zum Schlechteren veränderten. 

Dies tun wir, um das Auge des Lesers zu kühlen und zu schärfen. Wenn man nicht alles hinterfragt, führen Analysen zum falschen Ergebnis. Alles zu hinterfragen, bedeutet jedoch auch, verbotene Fragen zu stellen. 

In diesem zweiteiligen Artikel zeigen wir anhand von zwei Blutbädern auf, wie weit die Weltmacht USA geht, um ihre geopolitischen Ziele durchzusetzen. Sie schafft Blutbäder, stellt die Fakten falsch dar und verschafft sich durch diese Lügen, welche zu «Fakten» werden, freie Hand zur gewaltsamen Expansion. 

Wir haben zwei Ereignisse herausgegriffen, welche den Gang der Geschichte nachhaltig änderten. 

Die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki – August 1945

Ein Narrativ hält sich seit 80 Jahren

Das Narrativ der Vereinigten Staaten, das sich in der überwiegenden Öffentlichkeit bis heute gehalten hat, lautet wie folgt:

«Die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki verkürzten den Krieg und retteten hunderttausende von amerikanischen Soldaten das Leben.»

Amerikanisches Narrativ zu den Atombombenabwürfen im August 1945

Diese Aussage stimmt in keiner Weise mit den Fakten überein. 

Die Rolle Russlands bezüglich Japans

Die wichtigste Tatsache, welche der Westen – und auch Japan – bei ihren Analysen nicht in Betracht gezogen haben, ist die Rolle Russlands in der Schlussphase des Pazifikkrieges. Der Eintritt Russlands ins japanische Kriegsgeschehen wurde anlässlich der Jalta Konferenz im Februar 1945 von Roosevelt, Stalin und Churchill im Abkommen von Jalta schriftlich vereinbart. 

Kriegseintritt Russlands von General MacArthur gefordert

Die Notwendigkeit eines Beitritts Russlands im Pazifik wurde von den USA aufgebracht. In einem Brief, welcher General MacArthurs an General George Marshall sandte, schrieb MacArthur, dass ein Angriff auf Japan lediglich möglich sei, falls die Russen in der Mandschurei eingreifen würden. 

«Wir dürfen nicht in Japan selbst einmarschieren, wenn die russische Armee nicht vorher in der Mandschurei eingreift.»

MacArthur an Marshall – Racing to the Enemy by Tsuoshi Hasegawa, Seite 41

Es waren somit die Amerikaner, welche aus einer militärischen Notwendigkeit eine Offensive der Russen im pazifischen Theater verlangten. Der Eintritt Russlands in den Krieg gegen Japan war somit weder eine Überraschung für den Westen, noch beruhte er auf einseitiger Initiative der Russen. 

Stalins Absichten vor Jalta und seine Vertragstreue

Stalin hatte einen Kriegseintritt gegen Japan bereits vor Jalta geplant. Er wollte bei diesem Unternehmen ursprünglich die gesamte Mandschurei, Nordkorea, ein Teil Chinas und der Mongolei für sich erobern. Obwohl die mit über 1,5 Millionen Soldaten geführte «Operation August Sturm» den Russen riesige Geländegewinne brachte – nota bene innert 11 Tagen – hielt sich Stalin an die Vereinbarung von Jalta und begnügte sich mit Sachalin und den Kurilen, genauso wie im Vertrag von Jalta festgelegt. Soviel zur Zuverlässigkeit Russlands und Stalins bei internationalen Vereinbarungen. 

Russische Geländegewinne 9.-20. August 1945 – Quelle: Wikipedia

Das Abkommen von Jalta – Februar 1945

Die Jalta Konferenz fand zweieinhalb Monate vor der Kapitulation Deutschlands vom 9. Mai 1945 statt. Die «Drei Grossen» (Roosevelt, Stalin und Churchill), vereinbarten in 16 Punkten unter anderem die Schaffung der UNO, die Befreiung Europas, die Aufteilung Deutschlands, Reparationszahlungen, die Verfolgung von Kriegsverbrechern, Einzelfragen zu einzelnen Ländern sowie, schliesslich – als letzter, nicht nummerierter Absatz – Japan. 

Die «Drei Grossen» an der Konferenz von Jalta – Churchill, Roosevelt, Stalin – Foto: Peter Hänseler

Im Abkommen der Jalta Konferenz vom 11. Februar 1945 wurde somit auch der Kriegseintritt Russlands gegen Japan geregelt. Als Entschädigung für den Kriegseintritt wurden den Russen unter anderem wie bereits erwähnt Sachalin und die Kurilen versprochen.

Jalta besiegelt das militärische Schicksal Japans

Die in Jalta festgelegte und am 11. August 1945 – genau drei Monate nach der deutschen Kapitulation – beginnende russische Invasion besiegelte somit das militärische Schicksal der Japaner. Die Japaner waren aufgrund der strategischen Bombardierung Japans, der amerikanischen Seeblockade sowie des Einfalls der Russen in die Mandschurei komplett überfordert – und sie wussten es.

Japan zur Kapitulation bereit

Die Japaner waren denn auch bereits Wochen vor dem Bombenabwurf bereit, zu kapitulieren; einzige Bedingung war, dass der Tenno – der japanische Kaiser Hirohito – seinen Thron behielte. 

Potsdamer Konferenz – Juli/August 1945

Zwischen dem 17. Juli und dem 2. August 1945 fand die Potsdam Konferenz statt.

Die Kapitulationsbereitschaft der Japaner war Truman, Churchill und Stalin bekannt. Truman war jedoch dagegen, den Kaiser zu schonen. So wenigstens sein Argument – es solle eine bedingungslose Kapitulation sein. 

Der spätere Oberkommandierende für die Alliierten Mächte (Engl. Supreme Commander for the Allied Powers) General MacArthur, welcher Japan nach der Kapitulation verwaltete, argumentierte, dass ein Verbleiben des Kaisers die Stabilität der Japanischen Bevölkerung garantiere und so die amerikanische Besatzung erleichtern würde. Er setzte sich durch – nach dem Abwurf der Bomben. Damit löste sich das Argument Trumans, amerikanische Leben zu retten, in nichts auf oder besser, wurde als Scharade entlarvt. 

Ein weiteres Indiz, für welche Zwecke Truman die Bombe nutzen wollte, ergab sich am 16. Juli 1945.

Test der Atombombe – Trinity – 16. Juli 1945

Um exakt 5.30 am Morgen des 16. Juli 1945 testete das Team um Robert Oppenheimer die Atombombe rund 340 km südlich des Entwicklungszentrums von Los Alamos. Die Explosion entsprach 21’000 Tonnen (Kilotonnen) TNT und nicht wie erwartet 10’000. Somit übertraf das Ergebnis die Prognosen der Wissenschaftler um mehr als das Doppelte bezüglich Wirkung. 

Dieser Test fand im Geheimen statt. Truman wollte sich jedoch die Möglichkeit nicht entgehen lassen, der Welt – und insbesondere Stalin – zu zeigen, wer nach dem Krieg Herr im Hause sei. 

Truman informiert Stalin

Diskret und halbgeheim informierte Truman Stalin über seine Bombe: 

Um 19:30 Uhr am 24. Juli […] gingen die Teilnehmer umher, Truman näherte sich Stalin ohne seinen Dolmetscher und vertraute ihm beiläufig an: 

«Wir haben eine neue Waffe von ungewöhnlicher Zerstörungskraft.»

Racing the Enemy: Stalin, Truman, and the Surrender of Japan, Seite 154

Die Begründung zum Einsatz der Bombe war eine Lüge

Die Gründe, warum Truman sich dazu entschied, die Atombomben einzusetzen, fussten somit weder auf der militärischen Notwendigkeit, den Krieg zu beenden, um amerikanische Leben zu schützen, noch auf der fehlenden Kapitulationsbereitschaft der Japaner. Man hätte bis zur im November geplanten Invasion genug Zeit gehabt, eine Lösung ohne Bombe zu erreichen. 

«Die Bombe war lediglich geopolitisches Marketing der USA»

Dennoch, Trumans «Begründung» – besser: Lüge – vom Schutz amerikanischer Soldaten wurde trotz klarer Faktenlage in beinahe jeder Dokumentation seit dem 2. Weltkrieg vorgebetet und dadurch zu einem «Fakt».

Hier verweisen wir auf ein Zitat Joseph Goebbels, das besser zum Thema passt als es vielen lieb sein wird.

Joseph Goebbels – Bild: Wikipedia

«Wenn man eine große Lüge erzählt und sie oft genug wiederholt, dann werden die Leute sie am Ende glauben.»

Joseph Goebbels

Und weiter:

Man kann die Lüge so lange behaupten, wie es dem Staat gelingt, die Menschen von den politischen, wirtschaftlichen und militärischen Konsequenzen der Lüge abzuschirmen. Deshalb ist es von lebens­wichtiger Bedeutung für den Staat, seine gesamte Macht für die Unterdrückung abweichender Meinungen einzusetzen. Die Wahrheit ist der Todfeind der Lüge, und daher ist die Wahrheit der größte Feind des Staates.

Joseph Goebbels

Truman – die Marionette des militärischen-industriellen Komplexes

Roosevelt sah Russland als Verbündeten und traute Stalin, da sich Stalin – gemäss Roosevelt – immer strikt an Vereinbarungen gehalten habe. Roosevelt plante nach dem Ende des Krieges, Russland mit Hilfe wieder auf die Beine zu bringen. Das schmeckte dem militärischen-industriellen Komplex, welcher durch die Kriegsproduktion steinreich wurde, überhaupt nicht. 

Diese durch den Krieg märchenhaft reich gewordene Gruppe wollte nach dem Krieg weiter Geld verdienen. Somit brauchten sie auch nach dem Krieg einen Feind, den sie ihrem Volk präsentieren konnten – die Russen. Damit war die Idee des «Kalten Krieges» geboren. 

Gegen Ende des Krieges als die dritte Wiederwahl Roosevelts anstand, war Roosevelt dermassen populär, dass der militärisch-industrielle Komplex keine Chance gehabt hätte, gegen Roosevelt zu intrigieren. Roosevelt war jedoch bereits 1944 gesundheitlich angeschlagen und es schien klar, dass er die vierte Amtszeit nicht überleben würde. Somit musste eine Marionette her, welche ihre Interessen vertreten würde und mit Sicherheit zum nächsten Präsidenten der USA würde. 

Henry Wallace, Vizepräsident der USA 1941-1945 – Bild: Wikipedia

Das Problem für die Gruppe war es nun, den äusserst liberalen, beliebten und auf Frieden getrimmten Vizepräsidenten Henry Wallace abzuschiessen. Dieses Unterfangen gelang schliesslich, indem man zu höchst schmierigen Mitteln griff. Roosevelt wurde unter Druck gesetzt. Obwohl Henry Wallace absolut intakte Chancen hatte und Roosevelt sogar einen offenen Brief an den Nationalen Parteitag der Demokraten sandte, der sich für Wallace aussprach, gewann Truman die «Wahl». 

«Ich persönlich würde für [Wallaces] Wiederernennung stimmen, wenn ich Delegierter des Parteitags wäre»

Präsident Roosevelt vor dem demokratischen Parteikonvent 1944

Truman war somit nichts anderes als eine Marionette des militärischen industriellen Komplexes der USA. Er wurde Roosevelt und somit dem amerikanischen Volk 1944 richtiggehend aufgezwungen. Die Nominierung Trumans war ein undemokratisches Affentheater auf Kosten des äusserst beliebten, fähigen und loyalen Henry Wallace, welcher den Mächtigen nicht genehm war, da er die Interessen der Amerikaner und nicht die Interessen des militärischen-industriellen Komplexes vertrat. 

«Der Abwurf der Bomben war somit nichts anderes als eine amerikanische Marketingkampagne auf Kosten der über 200’000 meist zivilen Opfer.»

Diese «Wahl», die keine war, wurde von Oliver Stone in seiner grossartigen Serie «The Untold History oft he United States» 2012 im dritten Teil der Serie beeindruckend dargestellt und analysiert. Die Dokumentation, welche von «Showtime» produziert wurde und anfangs auch auf Netflix zu sehen war, wurde bereits vor Jahren von den grossen Streaming Portalen verbannt: Zu brisant und zu ehrlich wird die Geschichte der Vereinigten Staaten von Oliver Stone dargestellt. Diese Wahrheit sollte man niemandem zumuten. Ich empfehle jedem Leser, diese Serie anzuschauen. 

Die Bombe veränderte die Welt für immer

Diese grosse Charade des militärischen-industriellen Komplexes änderte den Gang der Weltgeschichte bis heute. Der Abwurf der Bomben war somit nichts anderes als eine amerikanische Marketingkampagne auf Kosten der über 200’000 meist zivilen Opfer. 

Die Wahl Trumans führte direkt in den kalten Krieg, der lediglich für die USA und die UdSSR wirklich kalt blieb.

Wäre Henry Wallace Präsident der Vereinigten Staaten geworden, so wäre die Atombombe nicht zum Einsatz gekommen, man hätte mit Russland ein respektvolles und partnerschaftliches Verhältnis, das sich im Krieg entwickelt hatte, nach dem Krieg weitergeführt. Weiter hätte es keinen kalten Krieg gegeben und somit hätte es auch keine grossen Stellvertreterkriege wie Korea, Vietnam etc. gegeben. Die USA initiierten 201 der 248 Kriege zwischen 1945 und 2001 – 81%.

Vorschau auf Teil 2

Dass das Lügengebäude um den Abwurf der ersten Atombomben über Hiroshima und Nagasaki bis vor Kurzem auch nach Jahrzenten ein sehr heisses Eisen war, zeigt sich allein schon durch die Verbannung von Oliver Stones Serie «The Untold History of the United States» von den grossen Portalen dieser Welt. 

Im zweiten Teil befassen wir uns mit einem Eisen, das auch heute noch glühend heiss ist: 9/11. 

Dabei werden wir uns kurzfassen und lediglich anhand eines einzigen Bildes bzw. Videos zum Nachdenken anregen, über den riesigen Einfluss dieses Ereignisses auf unsere Generation schreiben und die Konsequenzen für die Welt beschreiben. In einer Welt, in welcher wir leben müssen, die jedoch nur dann ändert, falls man alles in Frage stellt und den Mut dazu hat, darüber zu sprechen und zu schreiben.

Blutbäder verändern die Welt – Teil 1

15 Kommentare zu „Blutbäder verändern die Welt – Teil 1

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