Der Rubel stürzt ab
Russlands Währung performte im letzten Jahr weltweit am besten. Nun stürzt der Rubel ab. Warum? Und was bedeutet das für den Ukraine-Krieg?
Peter Hänseler
Kurz nach Beginn der russischen Offensive im Februar 2022 stürzte der Rubel ab, um sich dann sehr schnell wieder zu erholen und das Jahr 2022 bedeutend stärker abzuschliessen, als er es begonnen hatte.
2023 ist – bis jetzt – ein sehr schlechtes Jahr für den Rubel. Die Abwertung des russischen Rubels in den letzten Wochen hat dazu geführt, dass er neben der türkischen Lira und dem argentinischen Peso zu den drei am schlechtesten abschneidenden Währungen der Schwellenländer gehört.
Am 15. August erhöhte die russische Zentralbank den Leitzins von 8,5 Prozent auf 12 Prozent – somit um 3,5 Prozentpunkte. Im Verlaufe des Tages erholte sich der Rubel merklich.
Die Bank von Russland hat beschlossen, vom 10. August bis zum 31. Dezember 2023 keine ausländischen Währungen auf dem heimischen Markt zu kaufen. Das könnte ein Faktor für die Schwäche des Rubels sein.
Die russische Wirtschaft läuft gut. Der IWF geht davon aus, dass die Wirtschaft 2023 um 0,7 Prozent wachsen wird, die russische Zentralbank geht von einem BIP-Wachstum von 1,3 Prozent aus.
Dennoch, die Schwäche des Rubels in diesem Jahr ist kontra-intuitiv. Noch nie vorher wurde diese Währung im internationalen Handel so intensiv verwendet, was eigentlich zur Stärkung des Rubels führen sollte.
Gegenwärtig liegt die Inflation in Russland bei 7,6 Prozent, der Leitzins liegt somit 5 Prozentpunkte über der Inflation – somit bekämpft die russische Zentralbank die Inflation effektiv. Ganz im Gegensatz zu den westlichen Zentralbanken, deren Leitzinsen unter der Inflation liegen.
Es ist somit schwierig zu sagen, was die Schwächung des Rubels zurzeit verursacht. Einen Einfluss auf die Finanzierung des Kriegs wird die Schwächung nicht haben, da die Russen ihre Waffensysteme selber bauen und mit Rubel finanzieren.
Wichtig in diesem Zusammenhang ist jedoch der Brics-Gipfel am 22. August in Südafrika. In Südafrika wird viel geschehen. Der globale Süden steht zusammen. Es ist die Rede von einer neuen Gemeinschafts-Währung oder einem mit Gold unterlegten Rubel. Viel Spekulation, aber wir werden uns gedulden müssen – und dann wird sich der Rubel ganz sicher bewegen.
Dieser Artikel erschien erstmals auf Weltwoche.ch
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