Die Rede Putins an das Volk vom 26. Juni 2023
Präsident Putin hielt gestern Abend eine Rede, welche kurz und wichtig war.
René Zittlau
Einleitung
Gestern Abend (26. Juni 2023) hielt Präsident Putin am Abend eine wichtige Rede. Wir publizieren diese Rede im Wortlaut auf Deutsch.
In den nächsten Tagen wird ein Artikel mit dem Titel «Die Rede Putins an das Volk vom 26. Juni 2023 – Die Meuterei – Prigoshins Kampf um die Deutungshoheit» folgen, wo ich die Äusserungen Prigoshins den Reden von Präsident Putin gegenüberstellen und analysieren werde.
Die Rede
Heute wende ich mich wieder einmal an alle Bürgerinnen und Bürger Russlands. Ich danke Ihnen für Ihre Standhaftigkeit, Ihre Einigkeit und Ihren Patriotismus. Diese bürgerliche Solidarität hat gezeigt, dass jede Erpressung, jeder Versuch, inneren Aufruhr* zu erzeugen, zum Scheitern verurteilt ist.
Ich wiederhole, es gab die höchste Konsolidierung der Gesellschaft, der Exekutive und der Legislative auf allen Ebenen. Öffentliche Organisationen, religiöse Konfessionen, führende politische Parteien und praktisch die gesamte russische Gesellschaft haben eine feste und eindeutige Position der Unterstützung für die verfassungsmäßige Ordnung eingenommen. Alle waren geeint und vereint durch die Hauptsache – die Verantwortung für das Schicksal des Vaterlandes.
Ich möchte betonen, dass von Beginn der Ereignisse an sofort alle notwendigen Entscheidungen getroffen wurden, um die Bedrohung zu neutralisieren, die verfassungsmäßige Ordnung, das Leben und die Sicherheit unserer Bürger zu schützen.
Ein bewaffneter Aufstand wäre in jedem Fall niedergeschlagen worden. Die Organisatoren des Aufstandes konnten dies trotz ihrer Unzulänglichkeiten nicht übersehen. Sie haben alles verstanden, auch die Tatsache, dass sie zu kriminellen Handlungen gegriffen haben, um das Land zu spalten und zu schwächen, das jetzt einer enormen äußeren Bedrohung, einem noch nie dagewesenen Druck von außen ausgesetzt ist. An der Front mit den Worten «Keinen Schritt zurück!» sterben unsere Genossen.
Doch die Organisatoren der Meuterei haben ihr Land, ihr Volk verraten und damit auch diejenigen, die sie in das Verbrechen hineingezogen haben, verraten. Sie belogen sie, sie trieben sie in den Tod, unter Feuer, um ihre eigenen Leute zu erschießen.
Das war das Ergebnis – Brudermord -, welches die Feinde Russlands wollten: die Neonazis in Kiew, ihre westlichen Gönner und alle Arten von Landesverrätern. Sie wollten, dass sich russische Soldaten gegenseitig umbringen, dass Soldaten und Zivilisten sterben, damit Russland am Ende verliert und unsere Gesellschaft sich spaltet und in blutigen internen Auseinandersetzungen erstickt.
Sie rieben sich die Hände und träumten davon, sich für ihr Versagen an der Front und bei der so genannten Gegenoffensive zu rächen, aber sie haben sich verkalkuliert.
Ich danke allen unseren Soldaten, Ordnungskräften und Sonderdiensten, die sich den Aufständischen in den Weg gestellt haben und die ihrer Pflicht, ihrem Eid und ihrem Volk treu geblieben sind. Der Mut und die Selbstaufopferung der gefallenen heldenhaften Flieger haben Russland vor tragischen, zerstörerischen Folgen bewahrt.
Gleichzeitig wussten und wissen wir, dass die überwiegende Mehrheit der Kämpfer und Kommandeure der Gruppe Wagner auch Patrioten Russlands sind, die ihrem Volk und dem Staat treu ergeben sind. Das haben sie mit ihrem Mut auf dem Schlachtfeld bei der Befreiung von Donbass und Noworossija bewiesen. Es wurde versucht, sie in der Finsternis gegen ihre Waffenbrüder einzusetzen, mit denen sie gemeinsam für das Land und seine Zukunft gekämpft hatten.
Deshalb wurden von Beginn der Ereignisse an auf meine direkte Anweisung hin Schritte unternommen, um ein großes Blutvergießen zu vermeiden. Es brauchte unter anderem auch Zeit, um denjenigen, die einen Fehler gemacht hatten, die Chance zu geben, zur Vernunft zu kommen, zu begreifen, dass ihr Handeln von der Gesellschaft entschieden abgelehnt wurde und zu welch tragischen, verheerenden Folgen für Russland und für unseren Staat das Abenteuer führte, in das sie sich hatten hineinziehen lassen.
Ich danke jenen Soldaten und Kommandeuren der Gruppe Wagner, die die einzig richtige Entscheidung getroffen haben – sie haben sich nicht für ein brudermörderisches Blutvergießen entschieden, sie haben an der letzten Linie Halt gemacht.
Heute haben Sie die Möglichkeit, Russland weiter zu dienen, indem Sie einen Vertrag mit dem Verteidigungsministerium oder anderen Sicherheitsdiensten unterzeichnen, oder zu Ihren Angehörigen zurückzukehren. Wer will, kann auch nach Belarus gehen. Mein Versprechen wird eingehalten werden. Ich wiederhole, die Entscheidung wird von jedem von Ihnen getroffen, aber ich bin sicher, dass es die Entscheidung der russischen Soldaten sein wird, die ihren tragischen Fehler eingesehen haben.
Ich bin dem belarussischen Präsidenten Alexander Grigorjewitsch Lukaschenko für seine Bemühungen und seinen Beitrag zur friedlichen Lösung der Situation dankbar.
Aber noch einmal, es war der patriotische Geist der Bürger, der Zusammenhalt der gesamten russischen Gesellschaft, der in jenen Tagen eine entscheidende Rolle spielte. Diese Unterstützung hat es uns ermöglicht, gemeinsam die schwierigsten Prüfungen für unser Heimatland zu meistern.
Dafür danke ich Ihnen. Ich danke Ihnen.
*) Anmerkung zur Übersetzung:
Im ersten Absatz findet der Leser die Übersetzung «inneren Aufruhr». Im Original spricht Putin von «Smuta». Dieser Begriff hat im Russischen eine sehr emotionale, düstere Bedeutung, die nur schwer in allen Nuancen ins Deutsche übertragen werden kann. Wladimir Putin nutzte diese Beschreibung einer Zeit sehr selten und eben nur im Zusammenhang mit extrem tragischen, traumatisierenden Ereignissen in der russischen Geschichte. Es ist bemerkenswert, dass dieses Wort im Zusammenhang mit den in der Rede beschriebenen möglichen Folgen der jüngsten Ereignissen durch den Präsidenten ganz bewusst benutzt wird.
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