G7 reagiert auf BRICS

Der G7-Gipfel in Hiroshima versucht sich gegen die multipolare Welt zu stemmen – ohne das Wort BRICS zu nennen. Russland ist der Übeltäter, China ist im Visier.

Peter Hänseler

G7 in Schräglage

Einleitung

Liest man in den westlichen Medien über das G7-Treffen in Hiroshima und kennt gleichzeitig die rasante Entwicklung der BRICS Organisation, so ist man einigermassen überrascht.

«Die G7-Strategie wird wohl nicht von Erfolg gekrönt sein»

Gesprochen wird über neue Sanktionen gegen Russland – dies gehört im Westen geradezu zum guten Ton, obwohl man mit der Lupe suchen muss, um noch etwas zu sanktionieren und jedem Bewohner im Westen schon länger vor Augen und Portemonnaie geführt wurde, dass Sanktionen gegen Russland vor allem Europa schaden, Russlands Unabhängigkeit und die Loyalität des Globalen Südens gegenüber Russland stärken.

Präsident Zelensky bekommt wohl ein paar F-16 Kampfjets, die keinen Einfluss auf den Kriegsverlauf haben werden, aber den aggressiven Bettler aus der Ukraine für ein paar Stunden ruhigstellen.

Die USA erklären China zum neuen Übeltäter als bipolaren Gegner. Deutschlands schwacher Bundeskanzler Scholz erkennt zwar die Gefahr einer solchen Strategie für sein Land, wird wohl jedoch dem amerikanischen Druck nicht standhalten können.

BRICS wird nicht erwähnt; die G7 verraten sich jedoch, indem sie Brasilien einladen, um das südamerikanische Riesenland wohl zum Beitritt zu verleiten, sprich zu zwingen.

Die G7-Strategie wird wohl nicht von Erfolg gekrönt sein – zu unehrlich die Kommunikation – zu schwach auf der Brust.

Die Deutsche Tagesschau: «Russland!»

Das G7-Treffen wird von der «Tagesschau», der Hauptnachrichtensendung der ARD – des grössten TV-Sender Deutschlands – als Sanktionstreffen gefeiert:

Bei ihrem Gipfel in Japan haben die G7 neue Sanktionen gegen Russland verkündet. Und auch wenn sie Einigkeit demonstrieren, der Ukraine weiter zu helfen, gibt es kontroverse Themen: Neben der Kampfjet-Frage ist das vor allem der Umgang mit China.

Quelle: deutsche Tagesschau

Diese Art von Berichterstattung kann nur als unehrlich bezeichnet werden, wenn man den Zuschauern Russland als Aufhänger dieses Gipfels verkauft.

Mit keiner Silbe wird BRICS erwähnt.

Scholz hat Angst – zu Recht

Bundeskanzler Scholz: Problem erkannt, aber schwach

Bundeskanzler Scholz befürchtet, dass Deutschland – und somit ganz Europa – einmal mehr zwischen die Fronten zweier Riesen geraten wird.

Nachdem man in Deutschland durch die Sanktionen gegen Russland Zustände geschaffen hat, welche meines Erachtens zu einer Deindustrialisierung des Landes führen wird, da Deutschland ohne billige russische Energieträger als Industrieland nicht bestehen kann, wird der Bundeskanzler vorsichtig.

Zuhause begehrt das Volk bereits auf: Die Inflation nagt an der Zuversicht des deutschen Volkes, die Filzparade unter dem grünen Wirtschaftsminister Habeck hat bereits zu politischen Konsequenzen geführt und in der Ampel-Koalition (SPD, Grüne, FDP) hat man Angst vor politischen Metastasen.

«Elefant im Porzellanladen»

Aussenministerin Baerbock schliesslich lässt den Atem eines jeden Deutschen stocken, wenn sie sich bei ihren Auslandsaufenthalten wie ein Elefant im Porzellanladen aufführt: etwa erklärte Sie, Deutschland führe gegen Russland Krieg und einem Chinesischen Minister ging sie derart auf die Nerven, dass dieser nach der gemeinsamen Pressekonferenz in Peking, ohne sich von ihr mit dem obligaten Händeschütteln zu verabschieden, wortlos den Ort des Geschehens verliess und Frau Baerbock einfach stehen liess.

Nun versuchen die USA den schwachen Kanzler gegen den nächsten Gegner in Stellung zu bringen.

Bundeskanzler Scholz sollte gelernt haben, dass er als Mitläufer der USA zum Totengräber Deutschlands wird. Sein Versuch, das Narrativ gegen China abzuschwächen, lässt erkennen, dass er die Gefahr erkannt hat. Was ihm fehlt, ist das Rückgrat eines Helmut Schmidts.

«Dass man China aus dem Welthandel ausklammert, das wird von niemandem verfolgt.»

Bundeskanzler scholz in hiroshima

Falls Bundeskanzler Scholz sich der Strategie der USA nicht entschieden entziehen kann, so läuft er Gefahr, nach Russland seinen grössten Aussenhandelspartner so zu verärgern, so dass sein eigenes Land wirtschaftlich vollends in die Knie gehen könnte.

Ukrainekonflikt lediglich ein Mosaikstein

Unschön für den Westen ist der Umstand, dass die Russen während des G7-Gipfels die Stadt Bachmut erobert haben, wie von VoicefromRussia bereits am Samstag berichtet, und so die bisher grösste Schlacht in diesem Konflikt nach acht Monaten zu ihren Gunsten entschieden haben. Die Erwartungshaltung und das Narrativ bezüglich dieser Schlacht tönte bis vor ein paar Wochen ganz anders. Es wird interessant werden, wie die westlichen Medien diesen strategisch wichtigen Sieg der Russen dem Publikum verkaufen werden.

«Der Konflikt in der Ukraine stellt lediglich ein Mosaikstein im grossen Spiel dar»

Der Erfolg der Russen passt keineswegs zur Aussage des Kanzlers, dass Frieden nur möglich sei, wenn Russland einsehe, diesen Krieg beenden und seine Truppen zurückziehen zu müssen. Diese Forderung deckt sich in keiner Weise mit den Realitäten an den Fronten.

Wie dieser Blog schon mehrmals betonte, stellt der Konflikt in der Ukraine lediglich ein Mosaikstein im grossen Spiel dar, das angeführt von den USA gegen den Globalen Süden geführt wird. Es ist jenes Instrument, das Russland Schwächen soll.

Viel wichtiger ist meines Erachtens der Umstand, dass sich der Rest der Welt in den Kopf gesetzt hat, die unipolare Vormachtstellung der USA von einem multipolaren System ablösen zu lassen.

G7 weiss, worum es geht

Der Umstand, dass Brasilien als Gast zum Gipfel eingeladen wurde, zeigt einerseits, dass die westlichen Medien, welche BRICS nicht erwähnen, ihr Publikum einmal mehr im Dunkeln lassen. Andererseits sind sich die G7-Staaten sehr wohl bewusst, dass ihnen die Felle davonschwimmen.

«Diese Rechnung wird jedoch meines Erachtens nicht aufgehen.»

Ob es das Ziel ist, Brasilien in die G7 aufzunehmen oder – in alter und bisher bewährter Manier – das südamerikanische Riesenland als Instrument zu benutzen, um bei seinen BRICS-Partnern Zwietracht zu sähen, ist für mich nicht ersichtlich.

Diese Rechnung wird jedoch meines Erachtens nicht aufgehen. Eine klare Indikation dafür ist der Umstand, dass Präsident Lula sich nicht auf ein Gespräch mit Präsident Selensky einliess. Das ebenfalls eingeladene Riesenreich Indien empfing Präsident Selensky zu einem kurzen Gespräch; für die Inder stellt dies offensichtlich keine noch so kleine Gefahr dar – das Gespräch führte wohl zu nichts.

Die wirtschaftliche Kraft der BRICS+ ist kaufkraftbereinigt bereits jetzt grösser als jene der G7; warum also sollte Brasilien sich den Interessen einer Staatengruppe unterwerfen, welche auf dem absteigenden Ast ist. Das wird nicht passieren.

Fazit

Die Berichterstattung über den G7-Gipfel in Hiroshima spricht von neuen Sanktionen gegen Russland, welche nicht greifen werden, von F-16 Kampfjet-Lieferungen an Zelensky welcher wie ein Talisman im Gutmenschen-Westen herumgereicht wird, und von den Amerikanern bald wohl bald abserviert wird, wenn er seine Schuldigkeit getan haben wird.

Weiter spricht man von der Gefahr, die von China ausgeht und dass China in die Schranken gewiesen werden soll, einmal mehr auf Kosten Deutschlands und Europas. Scholz sieht die Gefahr, wird jedoch wohl einmal mehr einknicken.

Das Erstarken von BRICS+ – das grosse Thema – welches die G7 schwächen wird, findet öffentlich verbal nicht statt. Das Gastland Brasilien, das man auf die G7-Seite ziehen möchte, wird den müden Versuchen dieses sinkenden Sterns widerstehen.

Wir werden in den nächsten Wochen einen Schwerpunktartikel zu BRICS+ und weiteren Organisationen und deren rasanten Erstarken verfassen.

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