Schweiz gibt Neutralität auf – Geld fliesst ab
Die Frage, ob Russen aufgrund der Neutralitätsaufgabe Geld aus der Schweiz abziehen, ist schnell beantwortet – das Problem für die Schweiz ist jedoch viel grösser: Viele werden ihr Geld abziehen – nicht nur Russen.
Peter Hänseler
Dieser Artikel erschien am 29. März 2023 auf Weltwoche Daily.
Jene Russen, deren Gelder in der Schweiz nicht bereits blockiert ist, suchen sie ein neues Zuhause für ihr Geld, denn morgen könnte sich das Recht ändern und das Geld wäre eingefroren.
Für viele Russen war es eine Frage des Prestiges, ein Konto in der Schweiz zu haben: Hast Du auch ein Konto in der Schweiz? – Diese Frage wird heute in Russland in einem Tonfall gestellt, wie wenn man sich nach dem Befinden eines Todkranken erkundigt.
Es sind jedoch nicht nur die Russen, welche sich nun genau überlegen, ob sie ihr Geld in der Schweiz halten wollen.
Ein reicher Ausländer sucht Sicherheit: Ist das Landesrecht der Bank sicher? Ist die Bank selbst sicher?
Würden Sie Ihr Geld in einem Land halten, wo ein paar Politiker eine über 200-jährige Neutralität, welche ein Hauptgrund für die grossartige Entwicklung der Schweiz als Finanzzentrum war, innert Tagen über den Haufen werfen und Ihr Geld blockieren?
Das CS-Debakel war auch nicht hilfreich.
Im heutigen geopolitischen Umfeld, wo der globale Westen gegen den Rest der Welt vorgeht, wird kein intelligenter Chinese oder Inder der Schweiz sein Geld anvertrauen.
Die USA schiessen sich gerade auf China ein. Zu gross ist das Risiko, dass die Schweiz den USA im Kampf gegen das «Böse» einmal mehr hinterhertrampelt wie ein Labrador und auch das Geld der Chinesen einfriert.
Fragen Sie einmal einen Private Banker, der zurzeit in China Kunden sucht, ob ihre Chinesischen Kunden verunsichert sind.
Die Schweiz ist sich gar nicht bewusst, wie ihr Image seit der Neutralitätsaufgabe international gelitten hat und immer weiter leidet.
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