Wunderwaffen, Waffensysteme und Geschwätz

Seit bald einem Jahr unterstützt die Nato – allen voran die USA – die Ukraine mit riesigen Waffenlieferungen, um den Kurs des Konfliktes mit Russland zu ändern. Die Diskussion, welche Waffen und wie viele davon nötig sind, um den Kriegsverlauf zu ändern, nimmt groteske Züge an. Pseudoexperten in Medien und Politik erzählen unglaubliche Geschichten – der Unsinn scheint keine Grenzen zu kennen und jetzt liefert der Westen Kampfpanzer – was wird das bringen?

Peter Hänseler

Olaf Scholz – Leo II im Hintergrund
Bild: Getty Images

Noch nie in meinem Leben habe ich so viele «Experten» auf einem Haufen getroffen. Ein guter Freund von mir, hoher Offizier in der Schweizer Armee, witzelte im März, dass die Covid Experten ihren Arztkittel und ihr Stethoskop weggelegt und direkt in die Generalstabsuniform gewechselt hätten – Experten eben, welche sich dem jeweiligen Sachverhalt wie Chamäleons anpassen und ein neues Feld suchen, um sich zu profilieren.

Weiter werden alte, kalte Krieger aus der Versenkung geholt, welche so froh sind darüber, dass sie noch einmal im Rampenlicht stehen und Gott auf den Knien danken, dass sie nicht dort belassen wurden, wo sie eigentlich hingehören: In ihre Schrebergärten, wo sie weniger Schaden anrichten könnten. 

Einleitung

Ich mag mich noch gut daran erinnern, als ich als Primarschüler mit meinen Freunden Quartett spielte, um herauszufinden, wer das coolste Auto hatte – im Phantasieland des Quartetts.

Das machte Spass und falls man nicht die kürzeste Beschleunigung von 0 auf 100 Kilometer vorweisen konnte, versuchte man es mit der Höchstgeschwindigkeit, dem Gewicht oder dem Preis.

«Auf diesem Niveau werden heute in Europa – und in der Schweiz – Diskussionen geführt, welche geopolitische Konsequenzen haben können – nicht von Kindern, aber auf deren Niveau.»

Diese Quartette gab es für alle Themen, welche Buben interessierten. Flugzeuge, Autos, Panzer, Raketen – ein wunderbarer Zeitvertreib für Kinder in Zeiten vor Computer und Smartphones. 

Der grüne Politiker Dr. Anton Hofreiter promovierte über die südamerikanische Pflanzengattung Bomarea und blieb auch sonst ohne nennenswerte Berufserfahrung. Er erfand sich jedoch neu, indem er ansatzlos zum Waffenexperten mutierte, nachdem er kein Ministeramt in der Ampelregierung erhielt.

Dr. Anton Hofreiter, Spezialist für südamerikanische Pflanzengattungen, mutierte zum Waffenexperten

Bisherige Waffenlieferungen in die Ukraine ohne Wirkung auf den Kriegsverlauf

Seit Beginn des Krieges wurden vor allem Panzerabwehrwaffen, Drohnen und Artilleriesysteme geliefert, nachdem die Ukraine in den ersten Kriegsmonaten beinahe ihr gesamtes Waffenarsenal verloren hatte.

Wen es interessiert, findet im Internet äusserst detaillierte Abhandlungen über die gelieferten Systeme und auch sehr spezifische und gute Begründungen, warum die Systeme keine Wende brachten. Ich beschränke mich hier darauf, das Ergebnis zu kommentieren. 

Obwohl westliche Politiker und Medien über riesige Erfolge der ukrainischen Armee mit diesen westlichen Waffensystemen berichten, zeigt ein Blick auf die Karte, dass Russland nach wie vor über 20% der Ukraine hält. Die beiden grossen «Offensiven» der Ukrainer in Charkow und Cherson entpuppten sich als taktische Rückzüge der Russen, welche vom Westen als grosse Siege gefeiert wurden, unter Weglassung der Tatsache, dass diese «Offensiven» den Ukrainern vor allem grosse Verluste an Soldaten beibrachten. 

Verlustzahlen sind schwierig zu beziffern, aber es macht den Anschein, als dass die Ukrainer acht bis zehnmal mehr Verluste zu beklagen haben als die Russen. Diese Zahl wurde jedenfalls von Douglas Macgregor vor ein paar Tagen genannt. Da dieser Konflikt bis jetzt sehr Artillerie lastig war, macht die von Colonel Macgregor genannte Zahl Sinn vor dem Hintergrund, dass die russische Armee acht bis zehnmal mehr Artilleriegeschosse zu verschiessen vermag. 

Douglas Macgregor, pensionierter Colonel der US Armee
Bild: Wikipedia

Colonel Macgregor ist heute pensioniert und diente 30 Jahre im amerikanischen Militär. Er war es auch, welcher die Amerikaner in der Schlacht von 73 Easting im Irak befehligte. Colonel Macgregor, dessen Berichte ich seit Kriegsbeginn folge, ist einer der zuverlässigsten Kommentatoren im gegenwärtigen Konflikt. 

Dass die russische Armee praktisch am Ende ist, stimmt folglich nicht. Bezüglich der bis jetzt gelieferten westlichen Wunderwaffen, kann man somit zuverlässig sagen, dass es der Ukraine in keiner Art und Weise gelungen ist, mit diesen Waffen den Verlauf des Krieges zu ändern. 

Auf dem Schlachtfeld sind gegenwärtig die Russen in der Offensive. Sie sind daran, Bachmut einzunehmen und seit ein paar Tagen auch in Saparoshje aktiv. Die grosse russische Offensive lässt auf sich warten, da die Russen das komplette Einfrieren der Schwarzerde abwarten und diese Zeit nutzen um die im Herbst mobilisierten Truppen zu integrieren. Es wäre fatal, diese Warte- und Vorbereitungszeit als Schwäche der Russen auszulegen. 

Werden die Panzerlieferungen eine Wende bringen?

Ich lese seit Jahrzehnten Berichte über Kriege und Kriegsführung, speziell über den letzten Weltkrieg, wobei mein Hauptinteresse immer im Konflikt zwischen Deutschland und der Sowjetunion zwischen 1941 und 1945 lag. Neben Strategie und Taktik wurden in diesem Konflikt sehr viele neue Waffensysteme entwickelt und ausprobiert. Einige Systeme sahen auf dem Papier grossartig aus, andere weniger. 

Irgendwann findet man heraus, dass die Angaben auf dem Papier lediglich ein kleines Mosaiksteinchen des Gesamtbildes sind, welches schlussendlich darüber entscheidet, ob ein Waffensystem im Ernstfall erfolgreich ist oder nicht. 

Da zurzeit der gesamte Westen über Panzerlieferungen an die Ukraine spricht, versuche ich in diesem Essay zu erörtern, dass eine ganze Reihe von Voraussetzungen erfüllt werden müssen, damit ein Waffensystem – hier Panzer – erfolgreich eingesetzt werden kann. 

Dabei werde ich Beispiele aus dem Zivilleben und aus der Geschichte erwähnen, um aufzuzeigen, dass viele Aspekte wie Taktik, Ausbildung, Unterhalt und Logistik teilweise sogar wichtiger sind als die technischen Spezifikationen. 

Welche Spezifikationen sind wichtig?

Beginnen wir mit einem zivilen Beispiel: Es ist einer meiner Bubenträume, mit dem Auto von Moskau nach Wladiwostok zu fahren. Welches Auto würden Sie dazu benutzen, falls Geld keine Rolle spielen würde? Etwa einen grossartig bequemen Range Rover, bequem und luxuriös ohne Ende oder ein anderes westliches Luxusgefährt?

Nein: ich würde diese Reise durch Russland einzig mit einem Lada Niva antreten. Warum? – Auf einer Reise von 9‘000 km kann alles kaputt gehen. Falls das passiert, möchte ich, dass ich in einem Kaff in mitten im Nirgendwo etwas reparieren kann. 

Ein Lada Niva hat primitive Technik und man wird immer jemanden finden, der dieses Fahrzeug – ohne Spezialwerkzeug – reparieren kann. Haben Sie einmal die Motorhaube eines modernen westlichen Autos aufgemacht und sich gefragt, wer das reparieren könnte, falls es nicht mehr funktioniert und weit und breit keine Markenvertretung zu finden ist?

Lada Niva und Range Rover

Technisch grossartige Spezifikationen sind somit nur dann wertvoll, falls sie einerseits zur Erfüllung einer Aufgabe notwendig sind und andererseits diese Eigenschaften im Einsatzgebiet aufrechterhalten werden können. 

Taktik und Einfachheit – ein Blick zurück

Einleitung

Spricht man über Panzer, so rechtfertigt sich aus mehreren Gründen ein Blick zurück zum Krieg in der Sowjetunion 1941-1945, da seit dem zweiten Weltkrieg keine territorialen Kriege mit Panzern zwischen ebenbürtigen Gegnern mehr stattfanden.

Die von den USA in Asien geführten Kriege sind nicht vergleichbar und in der letzten grossen Landoffensive der Amerikaner 1991 im Irak gab es zwar Panzerschlachten, die jedoch aufgrund der amerikanischen Lufthoheit und ihrer technischen und taktischen Überlegenheit keine wirkliche Herausforderung für die Amerikaner darstellten. Die bekannteste Schlacht, welche lediglich einen Tag dauerte, war die oben erwähnte Schlacht von 73 Easting unter Colonel Macgregor. 

Somit lohnt sich ein Blick zurück in jene Zeit, wo der Panzer das erste Mal als eigenständige Waffengattung eingesetzt wurde. 

Die deutsche Wehrmacht als erste grosse Panzerstreitmacht

Es waren zwar die Engländer, welche den Panzer als Waffensystem zuerst bauten, aber während des ersten Weltkriegs verwendete man diese Ungetüme lediglich als unterstützende Panzer für die Infanterie. 

Es waren die Deutschen Ernst VolckheimAlfred von Vollard-Bockelberg und Heinz Guderian, welche als Erfinder der deutschen Panzerwaffe gelten, wobei Heinz Guderian durch sein 1937 erschienenes Buch «Achtung Panzer» und seinen Erfolgen im zweiten Weltkrieg zuerst an der Westfront und dann in Russland den grössten Ruhm erreichte. 

In einem Satz erklärt lag die revolutionäre Taktikänderung darin, dass man den Panzer von einer Waffe, welche der Unterstützung der Infanterie diente, zu einer eigenen Waffengattung machte – einer schnellen und schlagkräftigen Waffe, welche die Spitze einer Offensive bildete. 

«Wie so oft, lagen die Experten falsch.»

Im Jahre 1939 gab es auch schon Experten in Kriegsfragen: Diese waren der Meinung, dass Frankreich die beste Armee hatte. Wie so oft, lagen die Experten falsch. Im Frühsommer 1940 überrannte die deutsche Wehrmacht Frankreich und auch die Hilfe des englischen Expeditionsheers von 350’000 Soldaten waren gegen die Deutschen machtlos. Innert 6 Wochen lag die beste Armee der Welt darnieder und die Franzosen mussten sich ergeben. Die englischen Expeditionsstreitkräfte flüchteten sich von Dünkirchen über den Kanal in Sicherheit. 

Sieg der Deutschen durch Taktik, trotz minderwertiger Panzer

Viele denken sich jetzt, dass die deutschen Panzer den französischen und britischen Panzern in diesem Feldzug überlegen waren – dem ist jedoch nicht so. 

Der Hauptharst der deutschen Panzerwaffe in Frankreich bestand aus sogenannten Panzerkampfwagen II, der eigentlich als Übungspanzer konzipiert war, lediglich 9 Tonnen schwer, 40 km/h schnell und mit einer 2cm Kanone und einem Maschinengewehr bewaffnet. 

Panzerkampfwagen II – Panzer II

Die englischen und französischen Panzer waren den deutschen – aufgrund ihrer Spezifikationen – haushoch überlegen, wurden jedoch – in den meisten Fällen – als Infanteriesupportpanzer eingesetzt. 

Die deutsche Wehrmacht errang somit ihren grössten Sieg im zweiten Weltkrieg mit überlegener Taktik, trotz eindeutig schlechterem Material. Einerseits liessen sich die Franzosen vom Durchbruch der Deutschen durch die Ardennen überraschen – ein Plan des genialen Generals Friedrich von Manstein – und andererseits waren sie von der Schnelligkeit des deutschen Panzervorstosses überfordert.

Dieser Feldzug der Deutschen ging in die Geschichte ein und festigte den Nimbus des deutschen Blitzkriegs, wobei die Deutschen den Begriff «Bewegungskrieg» verwendeten. Der Ausdruck «Blitzkrieg» war eine Wortkreation eines britischen Journalisten. 

Somit ist erstellt, dass die Spezifikation einer Waffe – hier Panzer – allein nicht genügt, um auf dem Schlachtfeld erfolgreich zu sein. Stimmt die Taktik, kann ein Gegner mit überlegenem Material besiegt werden. 

 

Die beste Waffe gegen einfache Genialität

Die zwei berühmtesten Panzer an der Ostfront waren der deutsche Tiger und der russische T-34

Panzerkampfwagen VI – Tiger

Der deutsche Tiger – oder Panzerkampfwagen VI – war gemäss seinen Spezifikationen der beste Panzer des zweiten Weltkriegs.

Panzerkampfwagen VI – Tiger
Bild: Wikipedia

Seine Panzerung war einmalig und seine Bewaffnung, die legendäre 88mm Kanone, war allen Gegnern überlegen. 

Der Tiger hatte jedoch riesige Nachteile: erstens war er 6-mal teurer als der T-34, weiter war der Tiger extrem komplex gebaut und war mit 54 Tonnen äusserst schwer. Die Raupenaufhängung war äusserst komplex und anfällig und der Tiger war dermassen breit, dass für den Eisenbahntransport schmalere Raupen aufgezogen werden mussten, welche bei Ankunft wieder ausgewechselt wurden – diese allein wogen 1,3 Tonnen.

Aufgrund der hohen Kosten, der komplexen Technik und der Rohstoffknappheit, welche in Deutschland herrschte, wurden lediglich 1’300 dieser Wunderwaffen hergestellt. 

Der Tiger war vor allem eine grosse Propagandawaffe, da er durch seine Spezifikationen als unverwundbar galt und den Nimbus hatte, jeden Gegner aus einer Entfernung zu zerstören, wo der Gegner noch gar nicht schiessen konnte. 

Selbstverständlich gab es absolute Asse an dieser Waffe; etwa Michael Wittmann, welcher in der Tat wohl der erfolgreichste Panzerkommandant des zweiten Weltkriegs war. Ein Krieg wird jedoch nicht von Einzelpersonen gewonnen, sondern von der Masse.

Quelle: Youtube

T-34

Der russische T-34 war ein typisches russisches Waffensystem. Es war genial, einfach, leicht zu reparieren und hatte eine gute Bewaffnung. 

T-34 (Modell 1942) – Bild: Wikipedia

Die Genialität des T-34 bestand einerseits darin, dass die Panzerung schräg war, und somit mit weniger dicker Panzerung einen besseren Schutz erreicht wurde. Andererseits war der T-34 bedeutend leichter als der Tiger, schneller und hatte auch eine grössere Reichweite. 

«Obwohl der Tiger auf dem Papier dem T-34 haushoch überlegen war, wurde der T-34 zum erfolgreichsten Panzer des 2. Weltkriegs.»

Nachdem anfangs des Krieges viele T-34 aufgrund von kleinen Defekten liegenblieben, entschied die Militärführung, dass die Tankerbesatzungen ihren Panzer bei der Fabrik abzuholen hatten und dabei technische Kurse absolvierten, welche einfache Reparaturen vor Ort zuliessen. Dies erhöhte die Zuverlässigkeit des T-34 ungemein.

Weiter vereinfachten die Russen den T-34 über die Zeitspanne des Krieges, sodass ein T-34 aus dem Jahre 1944 200 Teile weniger hatte als die Modelle von 1941.

Die Russen schafften es, bis Kriegsende 58’000 T-34 zu produzieren und der T-34 und seine Nachfolgemodelle waren derart erfolgreich, dass diese Waffe bis 1990 in vielen Ländern im Dienst war. 

Besser, aber nicht erfolgreich

Obwohl der Tiger auf dem Papier dem T-34 haushoch überlegen war, wurde der T-34 zum erfolgreichsten Panzer des 2. Weltkriegs. Lada Niva lässt grüssen. 

 

Leopard II (DE), Challenger 2 (GB) und M1 Abrams (USA)

Technik

Die zur Diskussion stehenden Panzer, welche in die Ukraine geliefert werden sollen, sind alle sehr moderne und – richtig gehandhabt – wohl gute Waffensysteme. 

Das erste Caveat ist jedoch bereits anfangs anzubringen: Westliche Panzer sind nicht für die Wetter- und Geländeherausforderungen in der Ukraine entwickelt worden. Der Challenger 2 wiegt 75 Tonnen, der Leopard II und der Abrams wiegen beide ca. 65. 

Die russischen Panzer wiegen um die 40 Tonnen und haben Fahrwerke und Kettenbreiten, welche auf das Gelände abgestimmt sind. Die grossen Gewichtsunterschiede haben somit nicht nur einen Einfluss auf die Beweglichkeit und Treibstoffverbrauch, sondern werden einen grossen Einfluss auf die Fähigkeit haben, schwieriges Gelände zu durchfahren. 

Ausbildung und Anpassung der Infrastruktur

Um zu zeigen, wie aufwendig es ist, neues Werkzeug in ein System zu integrieren, bringe ich einmal mehr ein Beispiel aus dem Zivilleben. 

Die Stadt Zürich ist zu Recht stolz darauf, eines der besten, dichtesten und effizientesten Tramsystem der Welt zu haben. 

Wird ein neues Trammodell eingeführt, so dauert dieser Prozess Jahre bis die technischen Spezifikationen bestimmt sind, der richtige Hersteller gefunden wird und die Logistik, Service, Reparatursysteme etc. stehen. Weiter muss das Personal auf die neuen Gefährte geschult werden und die ganze Logistik für Unterhalt und Service umgestellt, bzw. angepasst werden. 

Ein Panzer ist ein ungleich komplexeres Gefährt als ein Tram und wird im Normalfall nicht beschossen. 

In der Schweiz dauert es sicherlich 2 Jahre bis ein Panzerverband auf der Höhe ist, um in einem Kampf bestehen zu können. Neben den Soldaten, braucht es Offiziere, welche Erfahrung brauchen, um diese Aufgabe erfüllen zu können. 

Modellvielfalt vervielfacht den Aufwand

Die oben erwähnten westlichen Panzer unterscheiden sich untereinander in einem sehr grossen Masse. Der M1 Abrams wird nicht von einem Dieselmotor, sondern von einer Turbine angetrieben, welche äusserst komplex ist. Es ist unmöglich, dass die Ukrainische Armee dieses Aggregat selber warten kann. 

Der Challenger II hat im Gegensatz zum Leopard II und dem M1 Abrams einen gezogenen Lauf, was neben anderer Munition eine völlig andere Ziel- und Schusstechnologie und Ausbildung erfordert.

Alle drei westlichen Panzer benötigen einen Lader, d.h. einen zusätzlichen Mann: Die sowjetischen und russischen Panzer haben Selbstlader, d.h. der Ladevorgang läuft automatisch ab. 

Ich habe sehr viele Bericht gelesen, welche von Panzerspezialisten geschrieben wurden und kompetente Experten sprechen von Jahren, nicht Monaten, bis eine Panzerbesatzung diese hochkomplexen Systeme im Kampf effizient bedienen können. 

Logistik – alles ist anders

Das grösste Problem, westliche Waffen in der Ukraine einzusetzen, ist die Logistik. Diese riesigen Gefährte, welche im Kampf benutzt werden, sind gigantischen Belastungen ausgesetzt, was sehr schnell zu Materialermüdung und Defekten führt – das ist normal. 

«Dass ukrainische Soldaten diese Waffensysteme selber warten können, ist reine Utopie.»

Kommt dazu, dass viele wirkliche Experten darauf hinweisen, dass Fehlmanipulation und Anfängerfehler in der Bedienung sehr schnell zu grossen Defekten frühen können.

Die drei erwähnten Panzer aus dem Westen sind dazu noch unter sich sehr verschieden. Es gibt bei jedem Modell laufend Änderungen und Verbessrungen mit neuen Teilen, welche eingebaut wurden. 

Weiter unterscheiden sich etwa ein Leopard II der gleichen Baureihe, abhängig davon, ob er etwa für Deutschland oder Polen fabriziert wurde. Damit ändern sich die Ersatzteile und die Servicehandbücher, welche tausende von Seiten dick sind. 

Dass ukrainische Soldaten diese Waffensysteme selber warten können, ist reine Utopie, dazu braucht es eine jahrelange Ausbildung und zu guter Letzt ist da noch die Sprachbarriere, da alle Handbücher weder in ukrainisch oder russisch verfügbar sind. 

Servicecenter in Polen

Wie schon die bereits an die Front gesandten andere Waffensystem, werden auch die Panzer nicht etwa in der Ukraine, sondern in Polen gewartet. 

Die Russen haben ihre Serviceinfrastrukturen hinter der Front aufgebaut, um eine effiziente Servicestruktur zu haben. 

Die Serviceinstallationen in Polen liegen 1’000 km von der Front entfernt. Für jede Reparatur oder Service müssen die Waffen somit über 2’000 km transportiert werden, immer mit dem Risiko, dass diese Transporte von den Russen angegriffen werden.

Ergebnis

Wir haben gesehen, dass das Niveau, auf dem die Diskussion über Waffenlieferungen im Westen geführt wird, geradezu infantile Züge aufweist und dass viele jener Experten, welche wirklich etwas von den Herausforderungen eines solchen gigantischen Unterfangens verstehen, stumm bleiben, nicht zu Worte kommen oder nicht beachtet werden. 

Weiter haben wir gesehen, dass die technischen Spezifikationen eines Waffensystems sehr wenig mit dessen Erfolg im Krieg zu tun hat. 

Schliesslich haben wir herausgefunden, dass diese Waffensysteme jahrelanges Training benötigen, um effizient eingesetzt zu werden und dass der Unterhalt dieser Systeme für jedes System eine eigene Infrastruktur bestückt mit einem riesigen Arsenal an Ersatzteilen und Spezialisten benötigt. 

Diese Infrastruktur und die nötige Ausbildung dazu aufzubauen, dauert Jahre. Somit kann man davon ausgehen, dass auch die neuen Waffenlieferungen keinen grossen Einfluss auf das Kriegsgeschehen haben werden. 

Einen grossen Einfluss werden die Waffenlieferungen jedoch auf die Rüstungsindustrie haben, welche sich auf Kosten der jeweiligen Steuerzahler die Taschen füllen. 

Wunderwaffen, Waffensysteme und Geschwätz

4 Kommentare zu „Wunderwaffen, Waffensysteme und Geschwätz

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert